Die USA liegen beim Impfen gut im Rennen, doch jetzt zeigt sich, dass Anreiz-Systeme - von Donuts bis zu Millionen-Lotterien - nicht so viel gebracht haben, wie von der Regierung erhofft: Bis zum 4. Juli, dem "Indepence Day" wollte die Biden-Regierung ihr sehr hochgestecktes Ziel erreichen, dass 70 Prozent aller Erwachsenen zumindest ihre erste Impfdosis erhalten haben. Dieses Ziel wird nun offenbar knapp verfehlt - und es scheint an der mangelnden Impfbereitschaft bei Menschen zwischen 18 und 26 Jahren zu liegen.
Erreicht wird das 70-Prozent Ziel allerdings bereits in der Altersgruppe ab 30 Jahren. Deshalb bezeichnete Präsident Biden das US-Impfprogramm auch als "amerikanische Erfolgsgeschichte". Ob sich die Pandemie aber damit in den Griff bekommen lässt, ist dennoch noch offen: Auch in den USA breitet sich die besonders ansteckende Delta-Variante des Coronavirus rasch aus. Laut Bidens Corona-Berater Anthony Fauci macht sie mittlerweile bereits mehr als 20 Prozent der Infektions-Fälle aus, also mehr als doppelt so viel wie noch vor zwei Wochen. "Die Delta-Variante ist in den USA derzeit die größte Bedrohung für unseren Versuch, Covid-19 zu eliminieren", so Fauci.
Biden rief deshalb besonders junge Amerikaner dazu auf, sich schnell impfen zu lassen.
Um auch die zum Impfen zu bringen, die bisher noch zuwarten, denken sich Regierungen und Unternehmen in aller Welt derzeit allerlei "Goodies" aus, um die Menschen doch noch an die Spritze zu bringen.
Geimpft, aber fett?
Am meisten geboten bekommt man als Impf-Zögerer derzeit eindeutig in den USA. Warenhausketten und Restaurants bieten gratis Pizza oder Hotdogs an, wenn man eine Impfung vorzuweisen hat - immerhin können geimpfte Kunden auch wieder ausgiebig shoppen. Für Schlagzeilen sorgte die Donut-Kette Krispy Kreme: Dort erhält jeder Geimpfte einen Donut umsonst - und zwar täglich, bis zum Jahresende. Da ist man dann zwar geimpft, aber nicht gerade schlank. 1,5 Millionen Gratis-Donuts sollen bereits vergeben worden sein. Kritiker warnen bereits vor dem erhöhten Gesundheitsrisiko für Übergewichtige; auch von den Satirikern bekommen die Donut-Geimpften ihr Fett ab: Die Aktion sei "eine wunderbar Nachricht für alle, die geimpft sind und dennoch einen Todeswunsch verspüren", spöttelte Stephen Colbert.
Es geht aber auch ganz ohne Kalorien. In mehreren Städten der USA versucht man den Stressgeplagten mit Cannabis das Impfen schmackhaft zu machen - wer sich impfen lässt, wird mit einem Joint belohnt, nach dem Motto: frisch geimpft und eingeraucht.
Die Lotterie des Gesundheitsamts
In Ohio bietet man da schon deutlich mehr: Gouverneur Mike DeWine rief eine Impf-Lotterie ins Leben: Fünf Wochen lang wird in Ohio jeweils eine Million Dollar an einen geimpften Gewinner ausgeschüttet - gesponsert vom Gesundheitsamt. Und das scheint zu funktionieren: Schon nach einer Woche stieg bei den über 16-Jährigen die Impfrate um 28 Prozent.
"Vax for the Win"
Kalifornien hat nachgezogen: Dort nennt sich die Aktion "Vax for the Win" - frei übersetzt so etwa "Impf dich reich". Und West Virginia hat ein ganz besonderes Zuckerl für die Waffenfreaks: Dort können Geimpfte sogar Jagdgewehre gewinnen. Bemerkung an Rande: Auch dieses Geschenk kann als Nebenwirkung Todesfolgen haben, wenn auch meist für andere.
Gratis in den Folterkeller
Umworben und beschenkt werden die Pandemie-Geplagten derzeit aber auch in anderen Ländern, wenngleich etwas bescheidener: In China belohnt man Impfwillige mit Hühnereiern. In Russland winken Impfkandidaten, die älter als 60 sind, Gutscheine im Wert von 1000 Rubel - das sind umgerechnet 11 Euro. Zumindest Hühnereier gingen sich da schon ein paar aus. In Rumänien kann man sich direkt vor der mittelalterlichen "Dracula-Burg" den Impfstoff spritzen lassen - und darf dafür dann gratis den Folterkeller der Burg ansehen. Vielleicht wär's da dann doch besser, sich über Virus und Impfung einfach sachlich zu informieren?