Die illegale Einwanderung im Süden der USA nimmt von Woche zu Woche dramatisch zu. Wie die „New York Post“ nun meldet, wurde im Monat Mai ein neuer Rekord aufgestellt – demnach sollen allein im Mai 170.000 Menschen versucht haben, die Grenze von Mexiko in die USA zu überwinden. Offiziell bestätigt wurde diese Zahl bisher allerdings nicht. Zu den Gründen der gestiegenen Migration gehört nicht zuletzt die verbreitete Hoffnung auf eine freundlichere Migrationspolitik des neuen US-Präsidenten Joe Biden. Der betraute nun allerdings seine Vize damit, das Problem zu lösen.
Harris' erste Auslandsreise
Der erste Tripp ins Ausland begann für Kamala Harris bereits holprig. Weil das Flugzeug Probleme machte, musste die Maschine, mit der Harris auf dem Weg nach Guatemala war, umkehren. Weitergeflogen wurde mit einer anderen Maschine.
Bei ihrer ersten Auslandsreise als US-Vizepräsidentin betonte Kamala Harris, die USA würden den Kampf gegen Korruption und Menschenschmuggel zur Eindämmung illegaler Migration unterstützen. Sie kündigte bei einer Pressekonferenz in Guatemala-Stadt die Schaffung von Arbeitsgruppen der US-Regierung zu beiden Themen an. Mit im Gepäck hatte sie 500.000 Corona-Impfdosen und die Zusage für 310 Millionen US-Dollar humanitäre Unterstützung, um die Fluchtursachen in Mittelamerika zu bekämpfen.
Denjenigen, die überlegten, die gefährliche Reise zur US-Grenze auf sich zu nehmen, sage sie unmissverständlich: "Kommen Sie nicht!" Wer an die Grenze komme, werde zurückgewiesen, erklärte Harris.
Bei dem gemeinsamen Auftritt mit dem guatemaltekischen Präsidenten Alejandro Giammattei betonte Harris, es sei im Interesse der USA zu helfen, Chancen zu schaffen und Wohlstand zu teilen. Sie spreche auch mit Unternehmensvorsitzenden, damit diese in Guatemala investierten.
Giammattei sprach außerdem vom Kampf gegen den Drogenhandel als wichtige gemeinsame Aufgabe. Von US-Journalisten darauf angesprochen, dass seine Kritiker just ihn als Teil des Korruptionsproblems betrachten würden, verwies der seit 2020 regierende konservative Politiker auf Unwahrheiten, die in sozialen Medien verbreitet würden.
Im April hatte Harris bereits die Zahlung zusätzlicher Hilfsgelder von 310 Millionen Dollar (rund 255 Millionen Euro) an die mittelamerikanischen Länder Guatemala, Honduras und El Salvador angekündigt. Aus den drei Ländern sowie aus Mexiko kommen die meisten der Zehntausenden Menschen, die jeden Monat versuchen, über die Grenze mit Mexiko illegal in die USA zu gelangen.
Nach dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden und Harris im Jänner sind die Zahlen der Migranten stark gestiegen. Es war Biden, der nach den Trump-Jahren noch am ersten Tag seines Amtsantritts einen radikalen Kurswechsel einleitete: Er setzte auf mehr Humanität statt auf Abschottung, auf Integration statt auf Ausgrenzung. Doch die Regierung sandte widersprüchliche Botschaften, pendelte hin und her und hat bis heute keine Linie gefunden.
Inzwischen steigt die Zahl jener Menschen, die versuchen, illegal über die Grenze zu kommen, rasant. Die Zustände in Grenzunterkünften, gerade für Kinder, sorgen in den USA für Empörung. Das Thema kann für Biden in den kommenden Monaten zum echten Problem werden.
Biden betraute von Anfang an seine Vize Kamala Harris damit, sich um die Eindämmung der Migration aus Mittel- und Südamerika zu kümmern. Sie hat damit durchaus die Chance, sich bei einem wesentlichen Thema zu profilieren. Doch die wahrscheinlichere Variante ist es, dass sie sich dabei eine blutige Nase holt. Keine angenehme Herausforderung für die womöglich nächste Präsidentschaftskandidatin.