Nachdem sie im März von der russischen Regierung nominiert worden war, ist die ehemalige österreichische Außenministerin Karin Kneissl in dieser Woche auch offiziell als Aufsichtsratsmitglied im Ölkonzern Rosneft bestätigt worden. Dies erklärte der mehrheitlich in russischem Staatsbesitz stehende Konzern am Mittwoch in einer Aussendung. Nach Angaben des "Standard", der sich auf die russische Zeitung "Wedomosti" beruft, soll Rosneft seinen Aufsichtsräten im Jahr mindestens 500.000 Dollar zahlen.
Die Kür Kneissls war am Dienstag auf der alljährlichen Aktionsversammlung des Ölkonzerns vollzogen worden. Während Kneissl erstmals als "unabhängige Direktorin" in den Rosneft-Aufsichtsrat einzieht, wurden prominente bisherige Mitglieder, darunter der deutsche Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder und Rosneft-CEO Igor Setschin, im Gremium bestätigt.
Schröder, der als deutscher Bundeskanzler den Bau der Gaspipeline Nord Stream forciert hat, wurde bereits kurz nach seiner Abwahl in den Aufsichtsrat der Pipeline-Betreibergesellschaft berufen und ist seit 2017 Aufsichtsratschef von Rosneft.
Weitere Russland-Connections
Parallel zu ihrem Aufsichtsratsposten setzt Karin Kneissl in dieser Woche noch weitere Aktivitäten in Russland. Neben Bundeskanzler Sebastian Kurz (APA), der sich am Freitag zur zentralen Diskussion des Internationalen Wirtschaftsforums in St. Petersburg (SPIEF) per Videokonferenz melden wird, nimmt Kneissl an einem weniger prominent besetzten Programmpunkt über Integrationsfragen in der Eurasische Wirtschaftsunion teil. Laut Programmentwurf wird sie jedoch nicht direkt am Panel sitzen, sondern lediglich aus der ersten Reihe mitdiskutieren.
Wie bereits vor ihrer Regierungsfunktion war die ehemalige Politikerin zuletzt wieder als Autorin und Publizistin aktiv, insbesondere auch für das russische Staatsmedium Sputnik News Agency. In ihrer Zeit als parteifreie Außenministerin auf einem FPÖ-Ticket hatte sie 2018 und 2019 wiederholt Kontakt zum russischen Präsident Wladimir Putin, dessen Besuch bei ihrer Hochzeit in der Steiermark im Sommer 2018 auch für internationale Schlagzeilen sorgte.