Wenn Autokraten an der Repressionsschraube drehen, werden Flugzeuge gekidnappt, Kritiker vergiftet oder so lange inhaftiert, bis sie mürbe werden. Jüngstes Beispiel ist Jimmy Lai, prominenter Kritiker Chinas und Unterstützer der Demokratiebewegung in Hongkong. Der Medien-Mogul und Milliardär wurde nun wegen „illegaler Versammlung“ zu 14 Monaten Haft verurteilt, dabei sitzt er wegen Teilnahme an anderen Demonstrationen bereits im Gefängnis. Das Vermögen des fünffachen Vaters ist lange schon eingefroren, denn Lai ist Chinas Regierung ein Dorn im Auge.

Der 72-Jährige hatte sein Medienimperium, darunter die erfolgreiche Zeitung „Apple Daily“, immer wieder genutzt, um die Massenproteste der Demokratieaktivisten in der Sonderverwaltungszone Hongkong zu unterstützen. Seine Ablehnung Pekings hat gute Gründe: Jimmy Lai wurde in Guangzhou, einer Stadt im Süden Chinas, in eine wohlhabende Familie geboren, der aber alles weggenommen wurde, als die Kommunisten 1949 die Macht übernahmen. 1960 flüchtete er nach Hongkong. Er hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, brachte sich daneben selbst Englisch bei und bekam in einer Handschuhfabrik eine Anstellung. Mit 20 Jahren stieg er dort schon zum Generaldirektor auf. Lai gründete die schnell auch international prosperierende Bekleidungsmarke Giordano, und brachte es damit zu einem Vermögen.

Als die chinesische Regierung 1989 die Panzer auffahren ließ, um die Proteste auf dem Tiananmen-Platz in Peking niederzuschlagen, wurde Jimmy Lai endgültig zu einem Kämpfer für Demokratie. Er gründete mehrere regierungskritische Medien, die Chinas Regime unerschrocken kritisierten. Fortan sah Peking in ihm nur noch einen Staatsfeind, für sie ist Jimmy Lai ein „Verräter“ , der die nationale Sicherheit Chinas bedrohe. „Ich bin ein geborener Rebell“, erklärte Lai im Vorjahr der BBC, nur wenige Stunden, bevor er zu einer ersten Haftstrafe verdonnert wurde.