Nach einer kurzen Ruhepause ist am Donnerstag in israelischen Orten an der Grenze zum Gazastreifen wieder Raketenalarm ausgelöst worden. Zuvor hatte Israels Luftwaffe in der Nacht erneut Teile des weitläufigen Tunnel-Systems der im Gazastreifen herrschenden Hamas bombardiert. Unterdessen landete der deutsche Außenminister Heiko Maas auf dem Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv. Er will ausloten, was die internationale Gemeinschaft zu einem Waffenstillstand beitragen kann.
Maas will unter anderen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, Außenminister Gabi Aschkenasi, Verteidigungsminister Benny Gantz und Präsident Reuven Rivlin treffen. In den Palästinensergebieten steht ein Gespräch mit Präsident Mahmoud Abbas auf dem Programm.
Metro in Gaza angegriffen
Vor seinem Abflug hatte Maas gesagt, es gehe ihm vor allem um ein Zeichen der Solidarität mit denjenigen, die Tag und Nacht um ihr Leben fürchten müssten oder um ihre Angehörigen trauerten. "Deutschland steht ohne Wenn und Aber zu unserer Freundschaft mit Israel, das sich gegen den Raketenterror der Hamas verteidigen muss", betonte der SPD-Politiker. "Auch auf unsere humanitäre Unterstützung für die Palästinenser war selbst in schwierigen Zeiten immer Verlass."
Israels Luftwaffe griff binnen 24 Stunden Dutzende Ziele der sogenannten Metro in Gaza an. Zudem seien im Küstengebiet weitere Ziele beschossen worden: das Haus eines Kommandanten in Khan Yunis, eine Hamas-Waffenfabrik sowie mehrere Raketenabschussrampen.
Die Armee veröffentlichte zudem ein Video zu der weitverzweigten unterirdischen Anlage der Hamas. Nach Angaben der Streitkräfte hatten die Islamisten das Tunnelsystem über Jahre aufgebaut. Es habe eine Länge von Hunderten Kilometern und werde unter anderem dafür benutzt, um innerhalb des Gazastreifens Kämpfer, Munition und Lebensmittel zu bewegen, teils auch mit Fahrzeugen. Beschossen wurden demnach Knotenpunkte und andere strategisch wichtige Orte des Netzes. Die "Metro" liegt zu großen Teilen unter der Stadt Gaza im Norden des Gazastreifens.
Mehr als 4000 Raketen Richtung Israel
Militante Palästinenser haben in den vergangenen eineinhalb Wochen aus dem Gazastreifen nach Angaben der israelischen Armee rund 4.070 Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Davon seien etwa 610 noch in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer niedergegangen, bevor sie israelisches Gebiet erreichten, teilte das Militär am Donnerstag mit. Das israelische Abwehrsystem Eisenkuppel ("Iron Dome") hat demnach eine Abfangquote von etwa 90 Prozent.
Die Angaben galten bis Donnerstag um 7.00 Uhr Ortszeit (6.00 Uhr MESZ). Die Zahl der insgesamt abgefeuerten Raketen hatte die Armee am Vorabend mit rund 4.000 angegeben. Militante Palästinenser feuerten nach Mitternacht Ortszeit zwar erneut Raketen ab. Im weiteren Verlauf der Nacht und am Morgen gab es jedoch zunächst keine Angriffe mehr. Zum Vergleich: Während des 51-tägigen Gaza-Kriegs 2014 waren insgesamt 4.481 Raketen auf Israel abgefeuert worden.
Hamas sprach von Waffenruhe
Die internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe in dem jüngst neu entflammten Konflikt zwischen Israel und den militanten Palästinensern im Gazastreifen hatten sich zuletzt verstärkt. Ein hochrangiges Mitglied der islamistischen Hamas, die im Gazastreifen herrscht, schloss eine baldige Waffenruhe nicht aus. In israelischen Medien hieß es, binnen ein bis zwei Tagen könnten die Waffen schweigen.
Bei dem seit 10. Mai andauernden gegenseitigen Beschuss starben im Gazastreifen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums bisher 219 Menschen, rund 1.530 wurden verletzt. In Israel gab es nach offiziellen Angaben zwölf Tote und Hunderte Verletzte.
Der UNO-Sicherheitsrat hatte sich zuletzt am Dienstag in einer nicht-öffentlichen Sitzung über den Konflikt beraten. Die Generalversammlung will sich am Donnerstag erneut mit dem Thema befassen