Wer seine Freunde sind, steht fest: Der Kommandeur der iranischen Al-Kuds Brigaden sicherte Ismail Haniyeh kürzlich uneingeschränkte Unterstützung zu. Wer der Feind ist, ist auch klar: Haniyeh, seit 2017 Chef des politischen Büros der Hamas, ist im Konflikt mit Israel in die nächste Eskalationsstufe eingetreten. Die Zeichen stehen auf Ausweitung des Krieges, auf beiden Seiten regnet es Raketen auf Zivilisten. „Wir werden den Widerstand nicht aufgeben. Was jetzt passiert, ist eine Ehre für unsere Nation“, sagt Haniyeh nach dem Abschuss von mehr als 1000 Raketen auf Israel.
Eigentlich gilt Haniyeh, der 1962 im Flüchtlingslager asch-Schati im Gazastreifen geboren wurde und an der Islamischen Universität Gaza arabische Literatur studierte, als eher pragmatischer Vertreter der Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird. 2006 deutete Haniyeh seine grundsätzliche Bereitschaft zur Anerkennung Israels an für den Fall, dass sich Israel auf die Grenzen von 1967 zurückzieht und ein Rückkehrrecht für palästinensische Flüchtlinge festgeschrieben würde. Doch nach heftigen Protesten innerhalb der Hamas relativierte er seine Haltung und sprach sich für Terror aus. Auch jetzt machen die Hardliner Druck.
Der Konflikt mit Israel prägte seine Lebensgeschichte. Während der ersten Intifada – dem 1987 begonnenen Palästinenser-Aufstand gegen Israel – wurde Haniyeh mehrfach von Israel inhaftiert. 2003 überlebte er nur knapp ein Attentat, als die israelische Luftwaffe ein Haus bombardierte, in dem er sich mit Hamas-Gründer Scheich Ahmed Yassin getroffen hatte. Später gab Haniyeh den Ausschlag dafür, dass Anschläge der Hamas innerhalb Israels ab 2005 eingestellt wurden.
Vater von 13 Kindern
Innerhalb der Palästinenser-Gruppen konnte der Vater von 13 Kindern politische Erfolge erringen. 2006 führte er die Hamas zum Sieg über die Fatah im Gazastreifen und wurde dort Regierungschef. Auch bei den kürzlich verschobenen Parlamentswahlen galt die Liste der Hamas als Favorit.