In einer Parlamentsdebatte warf Oppositionspolitiker Jair Lapid dem israelischen Langzeitpremier Benjamin Netanjahu einmal vor: „Sie sind seit 32 Jahren in der Politik. Seit 32 Jahren haben Sie keinen Parkplatz mehr suchen müssen. Seit 32 Jahren mussten Sie beim Arzt nicht warten. Am Ende macht das etwas mit einem Menschen. Es sind zu viele Jahre.“
Netanjahu ist seit zwölf Jahren Premier des Landes, keiner vor ihm war länger in dieser Position. Nun lief allerdings die Frist für eine erneute Regierungsbildung für Netanjahu ohne Einigung ab. Daher beauftragte Israels Präsident Reuven Rivlin Oppositionsführer Lapid, dessen liberale Partei Jesch Atid (Es gibt eine Zukunft) bei der Wahl im März zweitstärkste Kraft geworden war, mit der Aufgabe.
„Eine Regierung zu bilden ist keine Ausschreibung. Es ist eine Mission“, schrieb Lapid jetzt auf Facebook. Der 57-Jährige Parteichef der Zukunftspartei und Netanjahu kennen einander als Koalitionspartner. 2013 war Lapid sogar Finanzminister unter Netanjahu. Doch es kam zum Bruch und Netanjahu freute sich damals darüber, dass die „Fackel“ im Zuge der Macht erloschen sei - Lapid heißt auf Hebräisch „Fackel“. Doch der Wind hat gedreht und nun sieht es eher danach aus, dass Lapid seinem Gegenspieler ordentlich Dampf macht.
Jair Lapid, der viele Jahre Journalist, Autor und ein äußerst populärer Fernsehmoderator war, erklärte jetzt, er werde eine „stabile“ Einheitsregierung anstreben. „Wir werden alles tun, um Israel wieder zu befrieden“, schrieb der dreifache Vater, der in zweiter Ehe mit einer Journalistin verheiratet ist, auf Facebook. Lapids Zukunftspartei gehört zur politischen Mitte, sie wurde Ende März bei der Parlamentswahl zweitstärkste Kraft. Damit steht das Lager der Gegner Netanjahus vor der Chance, die Ära des 71-Jährigen als Regierungschef zu beenden. Andernfalls droht nach vier Wahlen innerhalb von zwei Jahren ein weiterer Urnengang. Doch davor graut mittlerweile allen.