Markus Söder sagt nichts ohne Bedacht. „Am Ende wird alles gut“, ist derzeit das Einzige, was Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef laut vernehmlich erklärt. Im Streit um die Kanzlerkandidatur mit Armin Laschet lässt Söder andere sprechen. Reiner Haseloff etwa, CDU-Regierungschef von Sachsen-Anhalt, sagte am Donnerstag dem Magazin „Spiegel“: „Es hilft nichts, wenn jemand nach allgemeiner Überzeugung absolut kanzlerfähig ist, aber dieses Amt nicht erreicht, weil die Wählerinnen und Wähler ihn nicht lassen.“ Das klingt etwas sperrig, ist aber eine deutliche Empfehlung für den in Umfragen führenden Markus Söder.
Haseloff muss sich im Juni Landtagswahlen stellen. So wie er denken viele CDU-Politiker im Osten. Ihr Argument für Söder: Bei der Landtagswahl in Bayern 2018 hielt er die rechte AfD klein. Söder als Rechtenschreck, das Argument zieht vor allem im Osten. Mitunter auch gespickt mit persönlichen Animositäten. Der Bundestagsabgeordnete Christian Hirte sprach sich ebenfalls für Söder aus. Hirte war mal Ostbeauftragter der Bundesregierung, Kanzlerin Angela Merkel hatte ihm das Amt aber entzogen, weil er im Vorjahr die Thüringer Ministerpräsidentenwahl mit AfD und FDP verteidigte. So rächt sich für Laschet auch seine inhaltliche Nähe zu Merkel.
Abrücken von Laschet
Auch CDU-Politiker rücken von Laschet ab. Selbst jene, die ihn im Januar noch als CDU-Chef gewählt haben. Matern von Marschall, CDU-Abgeordneter aus dem badischen Freiburg, bekannte im TV, beim Parteitag für Laschet gestimmt zu haben. Doch bevorzugt er Söder als Kanzlerkandidat. Das Argument: „Clean Tech“. Söder habe in Bayern gezeigt, wie Klimaschutz und industrielle Transformation zusammengehen. So sammelt der CSU-Mann Argumente und Unterstützer.
Es wird eng für Laschet. Sein einstiger Rivale Friedrich Merz stützt ihn. Auch Volker Bouffier, CDU-Vize und Ministerpräsident in Hessen. Andere schweigen auffällig: Ralph Brinkhaus etwa, der Klubobmann der Union im Bundestag.
Ein Patt
Noch also herrscht Patt im Streit um die Kanzlerkandidatur. Die Zeit scheint für Söder zu spielen. Vergessen sind die vielfachen Wandlungen des CSU-Politikers, auch, dass er mit Blick auf Merkels Migrationspolitik einst von „Asyltourismus“ sprach. „Es geht nicht um persönliche Sympathie, Vertrauen oder Charaktereigenschaften“, gestand Haseloff. Allein der Machtfaktor ist entscheidend: Vorteil Söder. In der CSU beherrscht nicht nur Horst Seehofer das Spiel von Provokation und Eskalation. Schon wird nach möglichen alternativen Verwendungen für Laschet gesucht. Das Bundespräsidentenamt wäre kommendes Jahr zu besetzen, raunen manche in der Union. Am Ende wird alles gut. Zumindest für einen.
Von unserem Korrespondenten Peter Riesbeck aus Berlin