Bewaffnete Einheiten des Militärregimes in Myanmar haben örtlichen Quellen zufolge am Samstag erneut das Feuer auf oppositionelle Demonstranten eröffnet und fünf Menschen getötet. Drei Menschen starben, als Sicherheitskräfte in der Stadt Monywa in eine Menschenmenge schossen, wie der Nachrichtendienst Myanmar Now meldete. Nach Angaben der Menschenrechtsvereinigung AAPP vom Samstag haben Polizei und Armee seit dem Militärputsch am 1. Februar 550 Menschen getötet.
46 Kinder unter Opfern
Unter den Getöteten sind laut der Assistance Association for Political Prisoners (AAPP) 46 Kinder. Die am Samstag bekannt gewordenen Opfer waren dabei noch nicht mitgezählt.
"Sie feuerten ununterbrochen mit Blendgranaten und scharfen Schüssen", teilte einer der Demonstranten der Nachrichtenagentur Reuters via Messaging-App mit. Vor seinen Augen sei ein Mensch von einer Kugel in den Kopf getroffen worden. Auch in den Städten Bago und Thaton wurde jeweils ein Mann erschossen, wie das Bago Weekly Journal online berichtete.
Staatsmedien berichteten am Freitagabend, gegen 18 prominente Menschen aus dem Fernsehen, den Sozialen Medien sowie der Presse seien Vorwürfe erhoben worden, weil sie Mitglieder der Armee zur Meuterei oder Missachtung von Befehlen aufgerufen haben sollen.
Mehr als 12.000 Menschen mussten Ende März vor Luftangriffen des Militärs im nördlichen Staat Karen an der Grenze zu Thailand aus ihren Dörfern fliehen, wie die Gruppe Karen National Union (KNU) am Freitag mitteilte. Sie gehört zu den größten bewaffneten ethnischen Gruppen in Myanmar. Diese Angriffe hätten zu einer "großen humanitären Katastrophe" geführt, hieß es. Die Gruppe forderte von der internationalen Gemeinschaft einen Verkaufsstopp von Waffen und Technologie sowie Sanktionen gegen das Militär.
Junta-Sprecher Zaw Min Tun wies die Angaben der Karen-Rebellen zurück. Das Militär habe nur die Einheit der KNU angegriffen, die den Militärstützpunkt angegriffen und die Soldaten getötet habe. Nur an diesem Tag habe es auch einen Luftangriff gegeben, sagte der Sprecher, der auf ein landesweit geltendes Waffenstillstandsabkommen verwies.
Seit das Militär die Macht übernommen hat, gehen Bürger des Landes fast täglich auf die Straße, um für die Wiedereinsetzung der demokratisch gewählten Regierung zu demonstrieren. Die abgesetzte Regierungschefin Aung San Suu Kyi wird vom Militär festgehalten. Weil das Regime regelmäßig gewaltsam gegen Demonstrationen vorgeht und das Internet weitgehend abgeschaltet hat, geht die Oppositionsbewegung zunehmend zu kleineren, kurzfristigen Straßenprotesten über und kommuniziert etwa per SMS, Telefon oder Funk.
China schweigt weitgehend
Das Vorgehen des Militärregimes ist international auf scharfe Kritik gestoßen, etwa von den USA, EU-Staaten und Vertretern der Vereinten Nationen. China, das enge Beziehungen zu seinem Nachbarland pflegt, hat sich hingegen zurückhaltend geäußert. Zuletzt wurden auch Sorgen vor einem Bürgerkrieg und einem Zerfall der staatlichen Ordnung in Myanmar laut.
Am Donnerstag hatte der UN-Sicherheitsrat die anhaltende Gewalt im früheren Burma verurteilt. Das Militär solle äußerste Zurückhaltung üben, teilte das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen mit. Auch bekräftigte der Rat seine Forderung nach der Freilassung von Regierungschefin Aung San Suu Kyi und Präsident Win Myint. Die Stellungnahme des 15-köpfigen Gremiums dürfte an der eskalierenden Lage in Myanmar kaum etwas ändern. Vor allem China hatte sich Diplomatenangaben zufolge gegen schärfere Formulierungen gesperrt.