Eigentlich wirkt er harmlos: Seitenscheitel, Brille, milder Gesichtsausdruck. Doch Min Aung Hlain ist alles andere als das. Der Oberbefehlshaber der Junta in Myanmar steht federführend hinter dem Putsch, der Verhaftung der faktischen Regierungschefin Aung San Suu Kyi und dem brutalen Vorgehen gegen seine eigenen Landsleute. „Sie sollten lernen, dass man Gefahr läuft, in den Kopf und den Rücken geschossen zu werden“, richtete der 64-Jährige der Bewegung des zivilen Ungehorsams über das Staatsfernsehen aus. Und es war keine leere Drohung.
Mit 114 Toten bei Protesten am Samstag erreichte die Militärgewalt den vorläufigen Höhepunkt.Der UNO-Sondergesandte für Menschenrechte in Myanmar warf dem Militär „Massenmord“ an der eigenen Bevölkerung vor. Gestern sollen Soldaten sogar bei einer Beerdigung auf Trauergäste geschossen haben. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden bisher mindestens 328 Menschen getötet.
Immer brutaler
Doch das skrupellose Vorgehen des studierten Juristen kam nicht unerwartet, jedoch mit ungeahnter Brutalität. Einst gelobt für die friedliche Machtübergabe an eine Zivilregierung hat der Armeechef einmal mehr gezeigt, dass er sich den demokratischen Regeln nicht unterwerfen will.
Im Jahr 2007 soll er die blutige Niederschlagung der von Mönchen angeführten Proteste gegen die damalige Junta unterstützt haben. Zwei Jahre später führte er eine Offensive gegen Aufständische nahe der Grenze zu China an. Als Nachfolger des langjährigen Juntachefs Than Shwe rückte er 2011 an die Militärspitze auf. In die Schlagzeilen geriet Min Aung Hlaing wegen der gnadenlosen Verfolgung der Rohingya. Die Offensiven gegen die muslimische Volksgruppe 2017 rechtfertigte er mit „Antiterrormaßnahmen“. Im Juli dieses Jahres hätte seine Amtszeit eigentlich enden sollen. Sein Ausscheiden aus dem Amt würde ihn und seine Familie aber ernsthaft in Bedrängnis bringen. Das hat er – zumindest vorerst – verhindert.
Maria Schaunitzer