Der russische Präsident Wladimir Putin will sich anders als viele andere Staatschefs nach Kremlangaben bei seiner für Dienstag angekündigten Impfung gegen das Coronavirus nicht filmen lassen. "Es gefällt ihm nicht", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Der Präsident sei nie Anhänger öffentlicher Impfungen gewesen und tue schon jetzt sehr viel für die "Propagierung" der russischen Vakzine.
In Russland wunderten sich viele über den kamerascheuen Kremlchef, der schon mit nacktem Oberkörper beim Reiten und beim Arzt posierte. "Es bleibt nur, ihm aufs Wort zu glauben", sagte Peskow. Für viele zögerliche Russen sollte die Impfung des Präsidenten auch dazu führen, dass sie den im eigenen Land entwickelten Präparaten vertrauen. Es werde auch nicht bekanntgegeben, mit welchem der drei von russischen Forschern entwickelten Präparate sich der Präsident impfen lasse. "Alle drei Vakzine sind absolut zuverlässig", sagte Peskow.
Putin hatte Sputnik V, das erste registrierte Präparat, als den besten Impfstoff der Welt bezeichnet. Selbst Staatsmedien reagierten enttäuscht und meinten, dass Bilder mehr als Worte aussagten. Zuletzt hatte sich etwa Großbritanniens Premier Boris Johnson öffentlichkeitswirksam das Vakzin von Astrazeneca spritzen lassen.
Der Kremlsprecher sagte der Agentur Interfax zufolge, dass Putin spätestens im Herbst wieder zu einem Arbeitsalltag ohne Einschränkungen bei Kontakten und Reisen übergehen wolle. Im September ist Parlamentswahl. Dafür müsse die Immunität des Präsidenten das "notwendige Niveau" erreicht haben.
Die Impfung Putins ist ein breit diskutiertes Thema in Russland. Erst hatte er gezögert, dann erklärt, Sputnik V sei nicht für sein Alter - er ist 68 Jahre alt - freigegeben. Danach wurde das Präparat für über 60-Jährige zugelassen, dann hieß es, die Spritze passe nicht in Putins "Impfplan". Am Montag kündigte er dann überraschend an, sich am Dienstag impfen zu lassen. Der Termin sollte am Abend sein.
In Russland sind immer noch vergleichsweise wenige Menschen geimpft. Nach offiziellen Angaben sind erst 4,3 Millionen Menschen komplett versorgt mit beiden notwendigen Impfungen - das sind knapp drei Prozent der Bevölkerung.