Die Corona-Krise, so viel zeigt sich, bringt leider nicht nur das Beste im Menschen hervor. In den USA sorgte vorige Woche ein dreifaches Schussattentat für Entsetzen: Ein 21-jähriger Weißer stürmte drei asiatische Massage-Salons, acht Menschen kamen ums Leben, darunter sechs Frauen asiatischer Herkunft. Nach Angaben der Polizei wies der 21-jährige Tatverdächtige Robert Aaron Long ein rassistisches Motiv zurück. Er sagte demnach aus, er habe im Kampf gegen seine Sexsucht eine Versuchung "beseitigen" wollen. Tatsache ist jedoch, dass er gezielt Asiatinnen attackierte.
Hass gegen asiatisch-stämmige Menschen scheint dabei kein Randphänomen zu sein: Laut einer Umfrage des Pew Research Centers berichten drei von zehn Asian-Americans (31 %), dass sie seit Beginn der Pandemie rassistische Beleidigungen oder rassistische Witze erlebt haben. In einem aktuellen Bericht wird von 3.795 anti-asiatischen Vorfällen berichtet, die bei der Meldestelle „Stop AAPI Hate“ vom 19. März 2020 bis zum 28. Februar 2021 eingegangen sind.
Seit die Virus-Krise in China ausgebrochen ist, werden asiatisch aussehende Menschen offensichtlich zu Sündenböcken gestempelt. "Dieser Rassismus beginnt auf einem sehr niedrigen Level. Er beginnt mit Dingen, die du sagst. Er beginnt, wenn jemand ein Virus, das die ganze Welt stilllegt, als "Kung Flu Virus" bezeichnet", meinte etwa die koreanisch-amerikanische Schauspielerin Ashley Park. Ein Begriff, den der frühere US-Präsident Donald Trump gerne gebrauchte. Trump und seine Anhänger hatten während der Corona-Pandemie auch immer wieder vom "China-Virus" gesprochen. Unklar ist, ob auch die zunehmende wirtschaftliche und geo-politische Rivalität zwischen den USA und China, die sich in Handelskriegen und Wortgefechten ausdrückt, negativ auf die in den USA lebenden chinesisch-stämmigen Bürger wirkt.
Hauptfeindbild: Chinesen
Tatsächlich sind Chinesen unter der asiatisch-amerikanischen Bevölkerung die größte ethnische Gruppe (42,2 %), die berichtet, Hass zu erleben, gefolgt von Koreanern (14,8%), Vietnamesen (8,5%) und Filipinos (7,9%). Zwar machen verbale Belästigungen gegen Menschen mit asiatischem Aussehen mit 68 Prozent den Großteil der gemeldeten Vorfälle aus; 11 Prozent betreffen aber auch körperliche Angriffe.
Der Anteil der Asiaten in der US-Bevölkerung liegt unter 6 Prozent und ist damit deutlich niedriger als von Hispanics (18,3%) und Afro-Amerikanern (13,4%). Doch irgendwer muss offenbar immer schuld sein an der Krise - selbst wenn noch so offensichtlich ist, dass die Frauen in den Massagesalons in Georgia mit dem Virus-Ausbruch in Wuhan genau gar nichts zu tun haben.
Proteste
Zumindest aber setzen sich jetzt einige Betroffene zur Wehr: Am Wochenende kam es in zahlreichen Städten der USA zu Protestaktionen. "Schützt das Leben Asiatisch-Stämmiger" und "Ich bin nicht deine Versuchung", skandierten Demonstrantinnen und Demonstranten, die gegen Rassismus auf die Straße gingen. Unterstützung erhielten sie auch von US-Präsident Joe Biden, der forderte, den Hass zu beenden, und von Vize-Präsidentin Kamala Harris, deren Mutter aus Indien stammt: Alle Menschen müssten als Amerikaner wahrgenommen werden und nicht als Mitglieder einer bestimmten Gruppe, forderte Harris. Und: "Jemandem Unrecht zu tun bedeutet, uns allen Unrecht zu tun". Harris ist die erste "Asian-American", die es zur Vize-Präsidentin schaffte. Leider bedeutet der Aufstieg Einzelner noch lange nicht das Ende der rassistischen Diskriminierung von Minderheiten - das zeigte sich auch während der Präsidentschaft Barack Obamas, des ersten Afro-Amerikaners im Weißen Haus.