Er kommt meist gut gelaunt und lässig in Jeans daher, auf dem Fahrrad, selbst dann, wenn er zum König muss, und er weiß, wie man auch in schweren Zeiten die Wähler hinter sich vereint: Ab heute wird in den Niederlanden gewählt – coronabedingt drei Tage lang –, und Mark Rutte steuert neuerlich auf einen Wahlsieg zu. Seit zehn Jahren ist er Regierungschef – und wird es wohl noch ein viertes Mal werden.

Das ist durchaus erstaunlich. Immerhin musste auch Rutte unpopuläre Maßnahmen gegen das Corona-Virus verkünden, und auch von Skandalen blieb er in der Vergangenheit nicht verschont. Im Jänner trat seine Regierung wegen einer auch ihn belastenden Affäre ums Kindergeld zurück; die Steuerbehörden hatten über Jahre die Kinderbeihilfe zu Unrecht zurückgefordert und tausende Familien in finanzielle Nöte gestürzt.



Doch der 54-jährige Rechtsliberale, derzeit nur geschäftsführend im Amt, schaffte es dennoch, seine Popularität zu retten. Als „Teflon“-Premier feiern ihn seine Anhänger; „aalglatt“ schimpfen ihn seine Gegner.

Rutte regiert die Niederlande seit 2010 mit wechselnden Koalitionspartnern, von Rechtspopulisten bis zu den Sozialdemokraten. Mit einer harten Linie in der Flüchtlingspolitik und europaskeptischen Tönen hat es der studierte Historiker geschafft, die von seinem Ex-Parteifreund Geert Wilders geführte Freiheitspartei auf Distanz zu halten. Gemeinsam mit seinem österreichischen Amtskollegen Sebastian Kurz gilt er auch als treibende Kraft der Gruppe der „Sparsamen“ innerhalb der EU. Rutte, Junggeselle ohne Protzgehabe, hat bei seinen Landsleuten auch selbst den Ruf der Bescheidenheit, was gut ankommt in den Niederlanden.

Umfragen sehen einen klaren Sieg seiner Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) voraus, die im Vergleich zur Wahl 2017 noch zulegen könnte. Corona belastet auch die Niederländer, doch sie wünschen sich offenbar Kontinuität: Gute Chancen also für Mark Rutte.