Vor zehn Jahren ereignete sich in Japan die Atomkatastrophe von Fukushima. Ein massives Erdbeben löste einen Tsunami aus, der zu Ausfällen im Sicherheitssystem des AKW und zu irreparablen Schäden an den Reaktorblöcken 1 bis 4 führte. Es kam zu einer Kernschmelze und zur Freisetzung radioaktiver Stoffe. Zwei Arbeiter des Kraftwerks starben, weitere 100 wurden verstrahlt. Nach der Katastrophe wurden Konstruktionsmängel bekannt, auf die Ingenieure, Seismologen und Aufsichtsbehörden seit Langem hingewiesen hatten.
Den Jahrestag nahmen Umweltschutzorganisationen und Politiker in Kärnten zum Anlass, um zum wiederholten Mal die Abschaltung des 40 Jahre alten slowenischen AKW Krško zu fordern. Global 2000 hielt online eine Pressekonferenz ab, Greenpeace sogar in Laibach; dabei präsentierten zwei deutsche Experten eine Studie über elf AKWs: Das einzige, das auf einer Erdbebenlinie liege, sei Krško. Der Betrieb sei daher unverantwortlich und zu riskant, weil die Bedrohung durch Erdbeben höher sei als beim Bau ursprünglich angenommen.
Ins selbe Horn stieß Global 2000. Neuere Beben-Forschungen zeigten, dass Risiko-Annahmen, unter denen das AKW errichtet wurde, seither erhöht werden mussten. Der emeritierte Geologe Roman Lahodynsky, ehemals am Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften der Universität für Bodenkultur, sagte, dass Erdbeben mit einer Stärke von 6,6 auf der Richterskala in der Region möglich seien. Befürchtet wird, dass bei der kommenden grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die Verlängerung der Laufzeit alte Daten herangezogen werden.
Eine neue technische Überprüfung forderte daher auch die Kärntner Umweltlandesrätin Sara Schaar (SPÖ). Die Forderung hat einen aktuellen Hintergrund. Diese Woche beginnt die internationale Prüfung für die Betriebsverlängerung des slowenischen Atomkraftwerks. Dabei spielt die Bewertung der Erdbebensicherheit eine wesentliche Rolle. Die Betreiber wollen die Laufzeit bis 2043, also um mehr als 20 Jahre verlängern.
Pläne für einen zweiten Reaktor
Krško liegt im Grenzgebiet zu Kroatien, ist aber jeweils zur Hälfte im Eigentum beider Länder. Diskutiert wird der Bau eines zweiten Reaktors; die Entscheidung soll in etwa vier Jahren getroffen werden; fällt sie für den Bau aus, soll die Fertigstellung bis etwa 2040 erfolgen.
Krško liegt 85 Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt, das Ende Dezember Kroatien erschüttert hat; danach wurde das Kraftwerk kurzfristig heruntergefahren, aber nicht beschädigt.
Österreichische Bedenken wegen der Erdbebensicherheit gibt es seit vielen Jahren. Das AKW ist von Graz 76 und von Klagenfurt 116 Kilometer entfernt. Dass Slowenien die Bedenken erhören wird, ist unwahrscheinlich, weil auf Krško 40 Prozent der Stromproduktion entfallen. Slowenische Medien schenkten den gestrigen Warnungen kaum Beachtung. Und auch die Berichterstattung über Fukushima unterschied sich drastisch von den Darstellungen in Österreich und Deutschland.
unserem Korrespondenten Christian Wehrschütz