Lange wurde darüber gerungen und spekuliert, wer in Deutschland Gesundheitsminister werden soll. Der Bundestagsabgeordnete, Epidemiologe und häufige Talkshow-Gast Karl Lauterbach hat nun das Rennen gemacht.
Früher kannte man Karl Lauterbach vor allem als den Mann mit der Fliege. Einen, den man immer dann fragt, wenn die Gesundheitspolitik ins Rampenlicht drängt. Und das war – vor Corona – eher selten der Fall. Oft wirkte es so, als gräme ihn das, also die Unterbelichtung seines Themas und natürlich auch seiner selbst.
Etwas schrullig kam der Professor für Epidemiologie mit dem sozialdemokratischen Parteibuch – also – daher. Er, der die Worte so sonderbar lang zieht, das Wort „also“ einstreut und der hochrangigste Mediziner im Rund des Bundestages ist, aber eben immer auch eine Fliege um hat statt Krawatte. Doch dann kam Corona – und der Rat seiner Kinder. Auf einmal war Lauterbach viel gefragt. Er ist zum König der Talkshows mutiert. Und die Fliege? Die hat er auf Rat seiner Kinder abgelegt, weil das eben cooler sei. Und immerhin bewarb er sich ja auch um den Posten als SPD-Vorsitzender.
Das Projekt scheiterte, doch die Fliege blieb ab und Lauterbach omnipräsent. Inzwischen lehnt er Interviews ab, wenn sie ihm zu minder erscheinen und er so wenig Zeit hat, schließlich hat er ja seinen Stammplatz bei Lanz, Illner, Maischberger und Co. Weil er mahnt und warnt. Vor der dritten Welle, vor zu schnellen Öffnungen und, ja auch, vor den Nachbarn.
Lauterbach ist ein bekennender Anhänger der Zero-Covid-Strategie. Also harter Lockdown bis zur Infektionszahl Null. Seine pointierte Kritik erzeugt regelmäßig erheblichen Widerspruch. So sprach der Trainer des FC Bayern München, Hansi Flick, in seinem Ärger über Kritik an der Sonderrolle des Fußballs vom „sogenannten Experten“ Lauterbach. Aber der 58-Jährige aus Düren bei Aachen kann auch versöhnlich sein. Er sprach mit Flick. Unter vier Augen und nicht in einer Talkshow.