Als es zu dämmern begann in Yangon, in Monywa und Myitkyina, ertönten Gesänge und Gebete. Damit wurde am Wochenende den getöteten Demonstranten die letzte Ehre erwiesen, berichtet ein AFP-Korrespondent.
In der Hauptstadt Naypyidaw trafen sich Tausende zum Gedenken an die am Freitag verstorbene Mya Thwate Thwate Khaing.
Die Ärzte hatten zehn Tage lang um das Leben der 20-Jährigen gekämpft, die bei Protesten von einer Kugel am Kopf getroffen worden war.
Bei einer Zeremonie fuhren Autos und Mopeds dem auf einem Wagen aufgebahrten Sarg der jungen Frau hinterher. Die Menschen hielten Bilder der Toten in die Höhe und zeigten den Drei-Finger-Gruß, der zum Symbol des Protests gegen die Militärjunta geworden ist.
Nach mehr als zwei Wochen Proteste gegen den Staatsstreich des Militärs in Myanmar geht die Armee immer brutaler gegen die friedlich Demonstrierenden vor.
Am Samstag wurden in der zweitgrößten Stadt Mandalay zwei Menschen durch Schüsse der Sicherheitskräfte getötet. Ein weiterer Mann starb in der Nacht in Yangon. Die staatlichen Medien in Myanmar gingen nicht auf die Toten ein. „Einige“ Demonstranten seien von Sicherheitskräften verletzt worden, berichtete „Global New Light of Myanmar“ nur.
Trotz der Gewalt demonstrierten am Sonntag erneut landesweit Tausende Menschen. Sie zogen mit Topfdeckeln trommelnd durch die Straßen und forderten Freiheit für „Leader“ Aung San Suu Kyi, deren ganzes Leben ein einziger Kampf gegen das Militär in Myanmar ist.
Schon 1988 hatte Aung San Suu Kyi ein Schlüsselerlebnis: Als die Oxford-Absolventin ihre kranke Mutter in ihrer Heimat Myanmar pflegte, erlebte sie, wie das Militär eine Demokratiebewegung blutig niederschlagen ließ. Aung San Suu Kyi blieb im Land und gründete mit anderen Oppositionellen die Partei NLD.
Militärdiktatur
Insgesamt 15 Jahre wurde sie von der Militärjunta unter Hausarrest gestellt, sah ihre Söhne in England nicht aufwachsen, konnte nicht zur Beerdigung ihres Mannes. Dafür lenkte sie die Augen der Welt auf Myanmars Militärdiktatur, bekam den Friedensnobelpreis und kämpfte weiter gegen die Generäle, die ein wenig einknickten.
Bei der Parlamentswahl im vergangenen November hatte sie sich eine zweite Amtszeit in dem Land mit knapp 54 Millionen Einwohnern gesichert.
Doch auch nach der Wahl blieb Suu Kyi auf die Kooperation mit dem Militär angewiesen. Ein Viertel der Sitze in den Parlamentskammern blieb für die Streitkräfte reserviert. So steht es in der Verfassung von 2008, die die Junta aufgesetzt hatte, um auch nach der Einleitung demokratischer Reformen nicht entmachtet zu werden.
Indes kommt das Militärregime mit immer neuen Anschuldigungen gegen Suu Kyi daher, eine in der Vorwoche geplante Anhörung wurde auf März verlegt. Die Armee will Zeit gewinnen. Die Demonstranten fordern indes immer lauter Suu Kyis Freiheit. Sie haben genug von der Armee, die bis 2011 ununterbrochen in Myanmar geherrscht hat.
Mit dem starken Widerstand der jungen Menschen hat das Militär nicht gerechnet. Daher will Myanmars Armee laut BBC eine Firewall im Internet errichten, um die maßgeblich online organisierten Proteste zu ersticken. Als Vorbote wird jede Nacht das Internet abgedreht.