Er ist kein Chorknabe. Er ist ein Rapper. Spanien nennt er „Hure“, Alt-König Juan Carlos „Parasit“ und „Mafioso“ und bei konservativen Politikern wäre er gern ein Terrorist. So singt Pablo Hasél.
Anfang der Woche wurde der wegen Beleidigung der Monarchie und Verherrlichung von Gewalt zu neun Monaten Haft verurteilte Rapper festgenommen, weil er sich geweigert hatte, ins Gefängnis zu gehen. Bei seiner Festnahme brüllte der 33-Jährige: „Tod dem faschistischen Staat!“
Tatsächlich findet er damit Unterstützer. Filmemacher Pedro Almodovar und Hollywoodstar Javier Bardem sind auf seiner Seite. Sie haben mit Hunderten anderen ein Manifest unterzeichnet, in dem die Meinungsfreiheit in Spanien en gros und die Freilassung Pablo Haséls en détail gefordert wird.
Auch Amnesty International schaltete sich ein: „Niemand sollte strafrechtlich verfolgt werden, nur weil er sich in den sozialen Medien äußert oder etwas singt, das vielleicht geschmacklos oder schockierend ist. Äußerungen, die nicht eindeutig und direkt zu Gewalt aufrufen, können nicht kriminalisiert werden“, heißt es im Twitter-Kanal der Menschenrechtsorganisation.
Nach der vierten Krawall-Nacht in Folge mit Tausenden Demonstranten in Barcelona und anderen großen Städten im ganzen Land ist Spaniens Premier Pedro Sanchez um Beruhigung bemüht.
Die spanische Demokratie habe die „anstehende Aufgabe, die freie Meinungsäußerung zu erweitern und zu verbessern“, sagte der Sozialist nun. Die Proteste gegen die Verhaftung des katalanischen Rappers Pablo Hasél stellen Spaniens Regierungskoalition zwischen der linken Unidas Podemos und den Sozialisten von Sánchez vor eine noch nie dagewesene Zerreißprobe. Die Sozialisten werfen dem Juniorpartner vor, die teils gewalttätigen Proteste anzufeuern. Podemos verurteilen hingegen die Polizeigewalt.
Dass es in Spanien, geplagt von Corona und einer Rekordarbeitslosigkeit, bei den Straßentumulten aber nur um den Kampf um Meinungsfreiheit geht, glaubt niemand.