Schnell ging es nicht gerade, aber immerhin: Zehn Tage nachdem Alexej Nawalny das Video veröffentlichte, in dem er den Luxus-Palast präsentiert, den er nach ausführlich dargelegten Recherchen Wladimir Putin zuordnet, hatte Arkadij Rotenberg seinen großen Auftritt: Er sei der wahre Besitzer der riesigen Anlage am Schwarzen Meer, deren Wert auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt wird. "Ich bin der Nutznießer", sagte Rotenberg. Ein "Geschenk des Himmels" sei das Anwesen.

Der Schatten der Korruption, der schon gewaltig über Wladimir Putin lag, soll also wieder der Sonne weichen. Er habe ein Apart-Hotel bauen wollen, erklärte Rotenberg, "deswegen gibt es dort so viele Zimmer".

Rotenberg ist einer der Reichsten in Russland. 2018 hat "Forbes" sein Vermögen auf 2,4 Milliarden Dollar geschätzt. Wladimir Putin kennt er seit Kindertagen. Schon damals gingen beide in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, in den gleichen Judo-Klub. Später, als Putin in der Stadtverwaltung arbeitete, half Rotenberg dem späteren Staatspräsidenten dabei, in Form zu bleiben - wenn Putin einen Sparringpartner brauchte, war Rotenberg zur Stelle.

"Wodka-König"

Als Hotelier hat man Rotenberg bisher nicht gekannt. In den 90er Jahren besaß er eine Tankstellenkette in seiner Heimatstadt. Bekannt wurde er dann als Leiter der staatlichen Spirituosen AG, was ihm den Beinamen "Wodka-König" einbrachte. Insofern würde ein Palast ja ganz gut passen. Bald baute er sein Firmenimperium aus, Rotenberg zog lukrative Staatsaufträge beim Straßenbau, bei Nord Stream 2 oder auch bei der Vorbereitung der Olympischen Spiele an Land. Schließlich baute er im Auftrag des Kremls die milliardenteure und international kritisierte Krim-Brücke. Tatsächlich zählt Rotenberg zu dem Kreis von Putin-Vertrauten, gegen den die EU und die USA wegen des Konflikts in der Ostukraine Sanktionen verhängt haben. Auch Rotenbergs SMP-Bank steht auf der Sanktionsliste, zählt aber weiterhin zu den 30 größten Geldhäusern in Russland.

Als Rom im Zuge der Sanktionen einige Besitztümer Rotenbergs in Italien beschlagnahmen ließ, wurde in Moskau ein Gesetz erlassen, wonach im Ausland enteignete Personen von Russland entschädigt werden können. Die Regelung kennt man heute als „Rotenberg-Gesetz“.

Jetzt sprang der 69-Jährige also für Putin in die Bresche. Ein Freundschaftsdienst? Überraschen muss es nicht.