Sein Motto "Feel the Bern", das zieht einfach. US-Senator Bernie Sanders hat mit seinem inzwischen weltberühmten "Grumpy chic"-Look 1,8 Millionen US-Dollar für einen guten Zweck gesammelt. "Feel the burn", kann man da nur sagen. Fanartikel mit dem Aufdruck seines legendären Outfits vom Tag der Präsidenten-Vereidigung hätten in den vergangenen Tagen diese Summe eingebracht, teilte sein Team mit. Das Geld geht an wohltätige Organisationen in Sanders Heimat-Bundesstaat Vermont.
Sanders hatte bei der feierlichen Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden am Mittwoch vergangener Woche mit seinem Look für viel Aufsehen gesorgt. Er saß etwas abseits in einem olivfarbenem Parka, seine Hände schützte er vor der Kälte mit braun-beigen Strick-Fäustlingen in Norweger-Optik. Mit diesem Outfit passte er nicht wirklich in das feierliche Umfeld der Vereidigung, fiel aber als erfrischender Kontrapunkt auf. Der Schnappschuss verbreitete sich rasend schnell in sozialen Medien. Von unzähligen Nutzern und auch Prominenten wurde Sanders in seinem grummeligen Altherren-Look per Fotomontage in alle möglichen Umgebungen gesetzt. Die Elbphilharmonie zeigte etwa auf ihrem offiziellen Account ein Bild des leeren Großen Saals, mittendrin auf der Bühne sitzt der ehemalige US-Präsidentschaftsbewerber: "Warten auf Konzerte mit Publikum! #BernieSanders", hieß es dazu. Und die Modewelt hat auch ihren neuen Trend: den"Grumpy chic".
Bernie Sanders gilt als rechschaffener, alter Herr, der sich schon mehrfach als Präsidentschaftskandidat der Demokraten in die Schlacht werfen wollte. Allein, es funktionierte nie. Seine Ansichten sind für die meisten Amerikaner einfach zu links, zu radikal. Bei den Jungen kommt er freilich besser an.
Bernie Sanders ist es allerdings gelungen, den politischen Mainstream seiner Partei nach links zu ziehen. 15 Dollar Mindestlohn und eine Krankenversicherung für alle sind als Forderungen von weiten Teilen der Partei längst übernommen worden. Bernie Sanders ist kein generell Radikaler mehr, er repräsentiert mit seinen Ideen durchaus die neue Mitte der Demokraten.
Er ist einfach ein Typ
Ein enormer Kampfgeist, fuchtelnde Hände und seine schlohweißen Haare sind die Markenzeichen des 78-Jährigen. Sanders stammt aus einer polnischen Einwandererfamilie aus Brooklyn im Bundesstaat New York. Er studierte Politikwissenschaft, seine politische Karriere begann als Bürgermeister in Burlington, Vermont. Anfang der 1990er-Jahre zog er dann erst als Abgeordneter, dann als Senator für seinen Staat in den Kongress ein. Als Unabhängiger wohlgemerkt - das verschaffte ihm eine gewisse Distanz zu den Demokraten.Schon im vorigen Wahlkampf kandidierte er, nun für die Demokraten, unterlag aber Hillary Clinton. Und auch diesmal zündeten seine Ideen nicht wirklich. Dafür brachte ihm jetzt sein Look fast zwei Millionen Dollar ein, für den guten Zweck.