Er stieg als Unbekannter 2018 in den Polit-Ring und gilt mittlerweile als einer der angesehensten Politiker Italiens: Als Giuseppe Conte vor zweieinhalb Jahren Premierminister in Rom wird, gilt der Jus-Professor als Kompromiss-Kandidat. Eine lange Zukunft in der politischen Schlangengrube Roms, in der sich die Populisten der "Fünf Sterne" und der "Lega" wechselseitig sabotierten, wurde dem Intellektuellen ohne Parteibuch eigentlich keine zugetraut.
Doch dann kam Corona: Die erste Welle traf Italien früh und hart. Conte musste strenge Maßnahmen einführen, als andere Länder noch keine Ahnung hatten, was da auf sie zukommen würde. Conte handelte - und gewann. Der Herr Professor aus der süditalienischen Region Apulien erwies sich als entschlossener Manager und krisenfester Staatsmann. Umfragen zeigten: "Mr. Nobody" hatte es zwischenzeitlich zu einem der beliebtesten Premiers Italiens der letzten Jahrzehnte gebracht.
Doch ausgerechnet jetzt, wo es gilt, die Folge-Wellen der Pandemie zu bewältigen, muss sich Conte mit der Sorte Problemen herumschlagen, die sich der Jurist wohl lieber sparen möchte: die Ränkespiele des Matteo Renzi, die den Bestand der Regierung in Frage stellen.
In Wien Deutsch gelernt
Conte, Katholik und mittlerweile Chef einer Links-Koalition, gilt inhaltlich als progressiv und europafreundlich. Er selbst versteht sich als "Anwalt des Volkes". Seine akademische Laufbahn führte ihn an die bekanntesten Universitäten - Yale, Paris und Cambridge – und auch nach Österreich: Conte hat in Wien am Internationalen Kulturinstitut (IKI) Deutsch gelernt.
Mit seiner ruhigen, überlegten und eleganten Art hat er die Italiener zu Selbstdisziplin im Umgang mit dem Virus bewogen. Jetzt muss Conte zeigen, ob er auch mit den Machtspielen Renzis umgehen kann und neue Partner findet, die seine Regierung unterstützen. Der Ausgang dieses Krisenmanövers ist offen.