Er hatte sich Trump gegenüber immer loyal verhalten.Doch als ihn der US-Präsident zuletzt aufforderte, seine - eigentlich ohnehin nur repräsentative - Rolle in der Auszählung der Wahlleute-Stimmen zu missbrauchen, und die US-Wahl 2020 damit womöglich doch noch zu Trumps Gunsten zu entscheiden, stellte sich Vizepräsident Mike Pence klar gegen seinen Chef.
Jetzt fordern die Demokraten von Pence Trump laut Zusatzartikel 25 der US-Verfassung wegen Amtsunfähigkeit abzusetzen. Andernfalls starten die Demokraten ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump. Mehrere renommierte Medien wie die „New York Times“ gehen allerdings davon aus, dass sich Pence diesbezüglich nicht gegen Trump stellen wird. Als „Christ, Konservativer und Republikaner - in dieser Reihenfolge“, beschrieb er sich einmal selbst. Als junger Mann war Pence noch Katholik und Anhänger der Demokraten.
Beeinflusst von der Politik Ronald Reagans wandte er sich aber den Republikanern und den Evangelikalen zu. Pence kennt das Polit- System Amerikas von der Pike auf, er ist ein Teil davon. Der bullige Mann aus dem Mittleren Westen saß zwölf Jahre als Abgeordneter im US-Repräsentantenhaus und verfügt über beste Kontakte.
Im Mittleren Westen
Pence ist ein Mann mit festen Überzeugungen. Aufgewachsen ist er in Indiana, dort arbeitete er auch als Anwalt und Moderator einer eigenen Radio-Talkshow. 2012 gewann er die Wahl zum Gouverneur seines Heimatstaates. Dort erließ der dreifache Vater ein scharfes Antiabtreibungsgesetz. In Indiana ließ er außerdem mit einem Gesetz aufhorchen, das die freie Ausübung der Religion schützen sollte.
Privatunternehmen sollte es gleichzeitig aber auch erlaubt sein, Schwule und Lesben aus religiösen Gründen abweisen zu dürfen. Weil sich viel Protest regte, entschärfte Pence das Gesetz letztlich.
Seit 2017 war Pence als Trumps Stellvertreter Vizepräsident der USA. 2024, so wird prognostiziert, könnte er selbst als Präsidentschaftskandidat in den Ring steigen.