Der amtierende US-Präsident Donald Trump hat Verständnis für den gewaltsamen Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol erkennen lassen. Online-Netzwerke sperren inzwischen Trumps Konten.
Mit Blick auf seine unbelegten Behauptungen, wonach es in den USA massiven Wahlbetrug gegeben haben soll, twitterte US-Präsident Donald Trump: "Das sind Dinge und Ereignisse, die passieren." Trump nahm in seinem Tweet vom Mittwoch nicht direkt Bezug auf den Sturm des Kapitols, er appellierte aber erneut an Demonstranten, "mit Liebe und in Frieden nach Hause zu gehen".
Trump sprach in seinem Tweet weiter davon, dass sein "heiliger Erdrutschsieg so unvermittelt und gemein" gestohlen worden sei. Opfer seien die "großartigen Patrioten", die seit Langem unfair behandelt würden, schrieb er - offenbar mit Blick auf seine Anhänger. "Erinnert Euch für immer an diesen Tag!", schrieb er weiter. Zuvor hatte Trump seine Anhänger, die das Kapitol gestürmt hatten, bereits in einer kurzen Videobotschaft aufgefordert, das Parlamentsgebäude friedlich zu verlassen. "Ich liebe euch, ihr seid besonders. Andere behandeln euch schlecht, sie sind böse. Ich fühle mit euch", sagt er seinen Unterstützern, die das Kapitol attackiert hatten, in dem Video. "Doch geht in Frieden heim".
Online-Netzwerke sperren Trumps Konten
Twitter kennzeichnete die Ansprache als "strittig", sie konnte somit nicht weiter verbreitet werden. Wenig später wurde der Videoclip von der Plattform gänzlich gelöscht. Der Kurznachrichtendienst sperrte schließlich überhaupt das Konto des scheidenden Amtsinhabers am Mittwoch für zwölf Stunden. Das Unternehmen drohte Trump überdies mit einem dauerhaften Ausschluss von seiner bevorzugten Kommunikationsplattform. Auch das Onlinenetzwerk Facebook sperrte die Seite des Präsidenten für zunächst 24 Stunden.
Drei Tweets des Accounts @realDonaldTrump hätten "wiederholt und schwerwiegend" gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen und müssten gelöscht werden, erklärte Twitter. Sollte Trump sie nicht entfernen, werde das Konto dauerhaft gesperrt bleiben, hieß es weiter. Kurz zuvor hatte Twitter die drei Botschaften zunächst entfernt.
Twitter schränkte auch die Verbreitung und Kommentierung von Botschaften ein, die zum Sturm auf den Sitz des Kongresses in Washington angefacht hatten. Der Schritt betrifft nach Angaben des Unternehmens Inhalte, die von dem Dienst mit Warnhinweisen wegen mutmaßlicher Falschinformationen versehen wurden. Diese Tweets konnten demnach nicht mehr weiterverbreitet, kommentiert oder mit einem Like versehen werden. Twitter begründete den Schritt mit dem "Risiko von Gewalt".
Trump erkennt den Wahlsieg des künftigen Präsidenten nicht an und behauptet unermüdlich, bei der Präsidentschaftswahl am 3. November habe es massive Betrügereien gegeben. Für diese Behauptung hat er keinerlei Belege präsentiert.
Twitter ist Trumps wichtigste digitale Plattform, um sich direkt an seine Anhängerschaft zu wenden. In den vergangenen Monaten hatte der Onlinedienst die Botschaften Trumps jedoch verstärkt in den Fokus genommen und seine Beiträge wiederholt mit Warnhinweisen versehen.
"Ergreifen angemessene Notfallmaßnahmen"
Auch Facebook ging angesichts der Randale in Washington gegen Trump vor. Der abgewählte Präsident konnte dort für zunächst 24 Stunden nichts mehr veröffentlichen, wie das Unternehmen mitteilte. Trump verstärke mit seinen jüngsten Botschaften das "Risiko der andauernden Gewalt, anstatt es zu verringern", erklärte der Konzern. Zuvor hatte Facebook bereits eine Videobotschaft Trumps an seine
demonstrierenden Anhänger gelöscht. "Es handelt sich um einen
Notfall, und wir ergreifen angemessene Notfallmaßnahmen", erklärte Facebook-Vizechef Guy Rosen. Auch Twitter und die Onlineplattform YouTube löschten das Video.