Die Szenen vom Mittwochnachmittag in der US-Hauptstadt Washington D.C. machen sprachlos. Bisher kannte man die Stürmung eines Parlaments gewaltbereite Anhänger eines abgewählten Präsidenten (oder eines unterlegenen Präsidentschaftskandidaten) allenfalls aus fragilen Demokratien (etwa den jungen Staaten nach dem Zusammenbruch des Kommunismus) oder Bananenrepubliken mit langen autoritären Erfahrungen. Aber doch nicht aus dem Musterland der Demokratie, nicht aus jenem Land, das seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs Zehntausende Menschen aus aller Welt auf Staatskosten eingeladen hat, um die Demokratie hautnah in einem mehrwöchigen Besuch zu lernen.
Ingo Hasewend