Zhang Zhan verschwand am 15. Mai in Wuhan. Sie kam in Haft. Im hunderte Kilometer entfernten Shanghai. Die 37-jährige Juristin hatte seit Februar 2020 aus Wuhan berichtet, wo ein neues Virus um sich gegriffen hatte und immer mehr Menschen darunter litten oder daran starben.
In einem Videointerview erklärte sie noch im März, sie habe sich im Februar entschlossen, nach Wuhan zu reisen, nachdem sie einen Online-Eintrag eines Einwohners über das Leben in der Stadt während des Virus-Ausbruchs gelesen hatte.
Zhang Zhan dokumentierte in Livestreams und in ihrem Blog, was sie auf den Straßen sah, und was ihr von Mitarbeitern in Krankenhäusern berichtet wurde. "Ich dokumentiere nur die Wahrheit. Warum kann ich nicht die Wahrheit zeigen? Ich werde mit dem, was ich tue, nicht aufhören, weil dieses Land nicht rückwärts gehen kann", sagte sie noch vor ihrer Inhaftierung in dem Video-Interview, das der BBC zugespielt wurde.
Anfang November wurde sie formell angeklagt. Denn sie habe "Streit angefangen und Ärger provoziert". In der Anklageschrift wurde laut BBC auch behauptet, sie habe "falsche Informationen durch Text, Video und andere Medien über WeChat, Twitter und YouTube" verbreitet. In Interviews mit ausländischen Medien habe sie Informationen über das Virus in Wuhan "böswillig verbreitet". Dafür sei ein Strafmaß von bis zu fünf Jahren vorgesehen. Nun wurde sie zu vier Jahren Haft verurteilt.
Als sie im Gefängnis einen Hungerstreik begann, wurde sie zwangsernährt. "Sie muss Fußfesseln tragen und ihre Hände sind seit mehr als drei Monaten pausenlos gefesselt. Es besteht große Sorge um ihre Gesundheit und ihre körperliche und psychische Unversehrtheit. Ihr drohen zudem weitere Folter und andere Misshandlung", schreibt Amnesty International.
Leo Lan, Jurist bei der Menschenrechtsgruppe Network of Chinese Human Rights Defender" erklärte der BBC nun, Zhang Zhans Verurteilung sei "alarmierend". Ihre Strafe sei "so schwer. Die chinesische Regierung ist sehr entschlossen, sie zum Schweigen zu bringen und andere Bürger einzuschüchtern, die versucht haben, die Vorgänge in Wuhan aufzudecken", erklärte er der BBC.
Zhangs Gesundheitszustand sei nach Angaben ihrer Anwälte "extrem schlecht". Wie die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" berichtete, musste sie im Rollstuhl in den Gerichtssaal gebracht werden.
Laut Reporter ohne Grenzen gibt es in China so etwas wie Pressefreiheit nicht. Nur in Eritrea, Turkmenistan und Nordkorea gebe es weltweit noch weniger Pressefreiheit als in China.