Die Corona-Pandemie beutelte den Planeten im nun auslaufenden Jahr (und wird es wohl auch noch 2021 tun) – sie machte ihn aber auch nicht friedlicher: Die Zahl der kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit ist laut aktueller Bilanz der Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) sogar noch gestiegen. Demnach wurden 2020 insgesamt 29 Kriege und bewaffnete Konflikte geführt – 2019 gab es noch 28.

Schwer gebeuteltes Afrika

Am stärksten betroffen war die Region Afrika, in der insgesamt zehn kriegerische Konflikte verzeichnet wurden, sagt Wolfgang Schreiber von der AKUF im Interview: In Nordafrika, West- und Zentralasien sowie Asien fanden neun bzw. acht bewaffnete Auseinandersetzungen statt. In Lateinamerika und Europa verzeichnet die AKUF jeweils einen kriegerischen Konflikt (in Kolumbien bzw. der Ukraine), so die Bilanz.



Das Jahr ging alles andere als friedlich zu Ende – zwei neue Kriege brachen aus: Im September kippte der labile Waffenstillstand zwischen Aserbaidschan und Armenien in der Region Bergkarabach. Die völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehörende Region stand seit einem Krieg im Zuge des Endes der Sowjetunion seit 1994 unter armenischer Kontrolle. Dieser Krieg konnte nach sechs Wochen im November unter Vermittlung Russlands durch einen Waffenstillstand beendet werden.

Anfang November mündete in Äthiopien ein weiterer Konflikt in Krieg. Die Kämpfe fanden in der Region Tigray im Hochland von Abessinien statt. Auslöser waren Regionalwahlen, die die Zentralregierung pandemiebedingt abgesagt hatte, die aber in Tigray trotzdem durchgeführt wurden.

Libyen weiter Unruheherd

Im Brennpunkt auch Libyen: Truppen unter General Chalifa Haftar nahmen die Hauptstadt Tripolis in ihr Visier – was nur mit türkischer Unterstützung für die anerkannte Regierung gestoppt werden konnte. Um Frieden wird weiter gerungen.

Es gibt von der AKUF, die seit 1986 die Kriege der Welt dokumentiert, aber zumindest in einem Fall Positives zu berichten: 2020 wurde das Ende des bewaffneten Konfliktes in der sudanesischen Region Darfur gemeldet – dieser Konflikt hatte sich bereits abgeschwächt.

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hat erst jüngst heftige Kritik an der Behinderung der Arbeit des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) geübt und vor einer „Pandemie der Straffreiheit“ im Windschatten der Coronakrise gewarnt: Er verwies auf die in Tigray oder Bergkarabach verübten Kriegsverbrechen, die sich so der Jurisdiktion des Haager Gerichtshofs entzögen.