Sohn Hunter ist Joe Bidens Schwachstelle. Schon im US-Präsidentschaftswahlkampf hatten die vermeintlichen Enthüllungen über Geschäftsaktivitäten von Hunter Biden in der Ukraine und China Joe Biden ins Stottern kommen lassen. Nun leitete die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Delaware – der Heimat der Bidens – tatsächlich Steuerermittlungen gegen Joe Bidens 50-jährigen Sohn ein. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob der Anwalt und Wirtschaftslobbyist bei Auslandsgeschäften wie etwa in China gegen Steuer- und Geldwäschegesetze verstoßen hat. Amerikas künftiger Präsident spricht von „Verleumdung“ und davon, dass er stolz auf seinen Sohn sei, der gegen „schwierige Herausforderungen gekämpft habe“, einschließlich „boshafter persönlicher Attacken in den vergangenen Monaten“.
Im Fokus stand immer auch Hunter Bidens frühere hoch dotierte Anstellung beim ukrainischen Gasunternehmen Burisma. Der Sohn des künftigen US-Präsidenten wurde im Jahr 2014 in den Vorstand dieses ukrainischen Gaskonzerns bestellt. Damals war sein Vater Barack Obamas Vizepräsident, und er war zuständig für die Ukraine-Politik der USA. Gegen den Eigentümer der Firma Burisma, einen ukrainischen Oligarchen, sollte einmal ermittelt werden. Donald Trump warf Joe Biden vor, den Chefermittler in Sachen Ukraine-Verbindung systematisch an seiner Arbeit gehindert zu haben. Was Trump nicht erwähnte: Auch der Internationale Währungsfonds wollte just diesen Chefermittler aus dem Amt haben – aus Furcht vor Korruption, wie der „Spiegel“ recherchierte.
Paradoxerweise entpuppte sich Hunter Biden schließlich auch als Donald Trumps Schwachstelle, weil der seine eigene Ukraine-Connection spielen lassen wollte; was Trump auch ein Amtsenthebungsverfahren einbrachte, das letztlich in einem Freispruch vor dem Senat endete – wo die Republikaner die Mehrheit haben. Was aber bleibt, ist eine schiefe Optik, da wie dort.