Die Aktienspekulanten an der Wall Street, die Zahlen mit vielen Nullen binnen Sekunden in Schicksale von Menschen und Ländern verwandeln können, waren ihr auch als Chefin der Fed, der US-Notenbank, nie egal: „Wir arbeiten zwar auf dem Finanzmarkt, aber es ist nicht unser Ziel, der Wall Street zu helfen, sondern der Main Street, der Hauptstraße“, sagte Janet Yellen als Chefin dieser Federal Reserve Bank, die sie von 2014 bis 2018 war.
Sie stand damals für eine Niedrig- bzw. Nullzinspolitik. Das sollte Unternehmen und Investoren statt zum Sparen zum Investieren bringen, um Arbeitsplätze zu schaffen. Im Kabinett des künftigen demokratischen US-Präsidenten Joe Biden soll Janet Yellen Finanzministerin werden.
Erstmals in der amerikanischen Geschichte wird eine Frau mit diesem Posten betraut. Auf die 74-Jährige wartet eine Herkulesaufgabe: Amerikas Wirtschaft ist durch die Coronakrise schwer beschädigt und Millionen Amerikaner haben in der Pandemie ihre Jobs verloren.
Amerikas neue Finanzministerin wuchs mit einem älteren Bruder in einer polnisch-jüdischen Familie im New Yorker Stadtteil Brooklyn auf. Ihre Mutter, eine geborene Blumenthal, war Volksschullehrerin, ihr Vater Julius Yellen praktischer Arzt.
Eigentlich wollte Yellen ursprünglich Philosophie studieren, schwenkte dann aber doch auf Wirtschaftswissenschaften um und landete letztlich in Yale, wo sie als einzige Studentin unter lauter männlichen Kommilitonen ihren Doktor machte. Ihr Doktorvater war Wirtschaftsnobelpreisträger James Tobin.
Den Wirtschaftsnobelpreis bekam 2001 auch Yellens Ehemann Robert Akerlof - gemeinsam mit Michael Spence und Joseph E. Stiglitz. Mit Akerlof hat Yellen auch einen Sohn, der an einer Universität in Großbritannien lehrt.
Doktorvater Tobin beschrieb die Beziehung des Ehepaars Yellen/Akerlof einmal damit, dass er ständig neue Ideen entwickle - doch erst sie diese Ideen in eine akademisch plausible Form bringe.