Das äthiopische Militär hat dem Regionalpräsidenten von Tigray zufolge seine Offensive auf die Regionalhauptstadt Mekelle begonnen. Die Stadt stünde unter schwerem Beschuss, schrieb Debretsion Gebremichael von der in Tigray regierenden Volksbefreiungsfront TPLF am Samstag per SMS an die Nachrichtenagentur Reuters. Eine Sprecherin von Ministerpräsident Abiy Achmed erklärte, zivile Ziele in Mekelle würden nicht bombardiert.
Am Donnerstag hatte Abiy die "finale Phase" der seit 4. November dauernden Offensive gegen Tigray angekündigt. Ein der TPLF am Sonntag vergangener Woche gestelltes 72-stündiges Ultimatum zur Kapitulation ist bereits abgelaufen. Debretsion warf zudem dem benachbarten Eritrea vor, Flüchtlingslager in Tigray nach aus Eritrea Geflohenen zu durchsuchen.
Eine unabhängige Überprüfung der Angaben beider Seiten ist nicht möglich, da die Telefon- und Internetverbindungen in Tigray unterbrochen sind und der Zugang in die im Norden gelegene Region strikt überwacht wird.
In dem Konflikt spielen ethnische Gruppen eine große Rolle. Äthiopien, eine Föderation aus zehn ethnischen Regionen, wurde jahrzehntelang von Tigray dominiert, bis Abiy vor zwei Jahren Ministerpräsident wurde. Der Friedensnobelpreisträger von 2019 gehört der Bevölkerungsmehrheit der Oromo an und hat auch familiäre Wurzeln in Amhara, einer Nachbarregion von Tigray.