Die Präsidentschaftsstichwahl gegen den russlandfreundlichen Amtsinhaber Igor Dodon hat sie mit 58 Prozent nun zwar klar für sich entschieden, aber die Herkulesaufgabe steht der 48-Jährigen noch bevor: Maia Sandu, nun die erste Staatspräsidentin der Republik Moldau, ist angetreten, um die frühere Sowjetrepublik zu einen, die sich im Spannungsfeld zwischen EU und Russland bewegt.
Die bisherige Chefin der proeuropäischen Oppositionspartei „Aktion und Solidarität“ war im Vorjahr gut fünf Monate lang Premierministerin, ehe ihre Regierung an einem Streit um den Posten des Generalstaatsanwalts zerbrach.
Im Präsidentschaftswahlkampf hat sich Sandu dezidiert für den Kampf gegen Korruption, Freunderlwirtschaft und Armut ausgesprochen. Und sie will für Arbeit im Land sorgen. Fast eine Million der Männer und Frauen der Republik Moldau arbeitet entweder in EU-Ländern oder in Russland. Die Kinder dieser Arbeitsmigranten wachsen bei den Großeltern auf. Sandu verspricht einen „Staat, der im Dienste der Menschen steht“.
Im Westen, wo sie studieren konnte, habe sie gelernt, dass Dinge nur besser werden, wenn verantwortungsbewusste Politiker „die Menschen mehr lieben als ihre eigene Tasche“. Sandu studierte Betriebswirtschaft und Internationale Beziehungen in Chisinau und in den USA, arbeitete bei der Weltbank und lernte den Komfort und die Freiheit des Westens kennen. Dass sie zurück in ihre Heimat ging, in das Armenhaus Europas, schätzt die Bevölkerung an ihr und baut daher auf sie. Doch Maia Sandu kann weder auf das von Oligarchen beeinflusste Parlament noch auf die Regierung bauen, die Igor Dodon nahesteht.
Laut Politbeobachtern wären vorgezogene Neuwahlen eine Lösung, doch seien diese nur schwer anzusetzen. Fürs Erste steht Sandu daher vor der Aussicht, bis zur regulären Parlamentswahl im Jahr 2023 mit einer ihr gegenüber ablehnend eingestellten Legislative und Exekutive weiterzukämpfen.