Bei einer Messerattacke in der südfranzösischen Küstenstadt Nizza hat es am Donnerstag drei Tote und sechs Verletzte gegeben. Das bestätigten Polizeikreise in Paris. Demnach wurde eine Frau enthauptet. Auch die rechtspopulistische Politikerin Marine Le Pen sprach von einer Enthauptung. Frankreich rief indes die höchste Terror-Warnstufe aus, nachdem es auch in Avignon zu Attacken kam. Zudem wurde ein Wachmann des französischen Konsulats im saudi-arabischen Dschedda bei einem Messerangriff verletzt.
Die Messerattacke in Nizza mit drei Toten war laut Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron ein "islamistischer Terroranschlag". Frankreich sei angegriffen worden, sagte der 42-Jährige am Donnerstag in der südfranzösischen Küstenmetropole. Er kündigte einen verstärkten Schutz von Kirchen und Schulen an.
Der schon länger laufende inländische Anti-Terroreinsatz "Sentinelle" des Militärs solle von bisher 3.000 auf nun 7.000 Soldaten aufgestockt werden. Macron war nach dem Anschlag in Begleitung von Ministern nach Nizza gereist.
Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi twitterte, der mutmaßliche Täter sei festgenommen worden. Estrosi zufolge gleicht die Tat einem terroristischen Anschlag. "Ohne Zweifel" passe die Art und Weise zu dem Mord am Geschichtslehrer Samuel Paty vor wenigen Tagen. Zu Journalisten sagte Estrosi, die Opfer seien auf "entsetzliche Art" getötet worden.
Täter soll 21-Jähriger Tunesier sein
Bei dem mutmaßlichen Attentäter von Nizza handelt es sich Ermittlern zufolge um einen 21-jähriger Tunesier. Er soll am 20. September mit anderen Migranten über Lampedusa nach Europa gekommen sein, berichten italienische Medien unter Berufung auf Ermittlerkreise. Demnach wurde er am 9. Oktober in einem Flüchtlingslager in Bari registriert. Wann und wie er nach Nizza gelangte, sei noch unklar, hieß es weiter.
Italienische Medien erinnerten in ihrer Berichterstattung an den Tunesier Anis Amri, der für den Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin 2016 mit elf Todesopfern verantwortlich gemacht wird. Auch er war im Februar 2011 auf Lampedusa eingetroffen.
Die italienischen Rechtsparteien reagierten unterdessen empört auf den Bericht über die angebliche Einreise des Täters über Lampedusa. Die postfaschistische Gruppierung "Fratelli d ́Italia" (Brüder Italiens) forderte von der Regierung Auskunft darüber, ob der Tunesier tatsächlich in Lampedusa eingetroffen sei. Lega-Chef Matteo Salvini forderte den Rücktritt der Innenministerin, sollte sich die Route des mutmaßlichen Täters bestätigen.
Der Täter habe immer wieder "Allahu Akbar" - Arabisch für "Gott ist groß" - gerufen, selbst nach seiner Festnahme noch. Das Motiv für die Tat blieb zunächst aber unklar. Estrosi zufolge wurde der Angreifer bei seiner Festnahme angeschossen. "Er ist auf dem Weg ins Krankenhaus, er ist am Leben."
Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin bestätigte den Vorfall, ohne zunächst Details zu nennen. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft wurde nach eigenen Angaben damit beauftragt, die Ermittlungen zu übernehmen. Dabei gehe es unter anderem um den Vorwurf des Mordes in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben, bestätigte die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur dpa.
Nach der Messerattacke und einer ähnlichen Attacke in Avignon, bei der Passanten von einem Bewaffneten bedroht wurden, hat die französische Regierung am Donnerstag die höchste Terror-Warnstufe ausgerufen. Sie wird landesweit gelten. Die Antwort der Regierung auf die Anschläge werde "hart und unerbittlich" sein, erklärte Premierminister Jean Castex vor der Nationalversammlung. Castex verurteilte den Anschlag in Nizza als "ebenso feige wie barbarische Tat, die das ganze Land in Trauer versetzt".
Der Vorfall habe sich in der Kirche Notre-Dame gegen 9 Uhr ereignet, berichtete der Nachrichtensender BFMTV am Donnerstag. Der Täter wurde dort mit Schüssen gestoppt, Bürgermeister Estrosi erklärte laut Nachrichtenagentur Reuters, der Mann sei daraufhin verhaftet worden. Auch Polizeikreise bestätigten eine Festnahme.
Aus der Kathedrale wurden Medienberichten zufolge kleinere Detonationen vernommen, es könnte sich laut der Zeitung Nice-Matin um vom Täter angebrachte Sprengminen handeln. Die gesamte Kirche wird derzeit genau untersucht. Die Polizei riet indes, den Bereich zu meiden. Innenminister Gérald Darmanin bestätigte einen Polizeieinsatz in der Innenstadt von Nizza. Im Ministerium gebe es eine Krisensitzung.
Darmanin hatte mehrfach von einer hohen Terrorgefahr im Land gewarnt. Erst vor zwei Wochen hatte ein Islamist einen Geschichtslehrer auf offener Straße enthauptet. Der Lehrer hatte die umstrittenen Mohammed-Karikaturen im Unterricht genutzt und für Meinungsfreiheit geworben.
Der Fall sorgte für große Bestürzung im Land. Zehntausende gingen auf die Straße, um sich solidarisch zu zeigen.