In Italien ist es am Mittwochabend in mehreren Städten zu neuen Protesten gegen die verschärften Corona-Bestimmungen der gekommen. In der norditalienischen Stadt Verona gingen nach Angaben der Nachrichtenagentur ANSA rund 500 Menschen vornehmlich aus dem rechtsradikalen Spektrum auf die Straße. Premier Giuseppe Conte versicherte indes, dass dem Land im Gegensatz zu Deutschland und Frankreich vorerst kein gesamtstaatlicher Lockdown bevorstehe.
Kaufleute, Taxifahrer und andere vom "Mini-Lockdown" der Regierung betroffene Berufsgruppen auf die Straße, um gegen die Einschränkungen zu protestieren. In Verona kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen. Protestierende versammelten sich vor der Arena, dem Wahrzeichen der norditalienischen Stadt, und bewarfen die Sicherheitskräfte mit Knallkörpern und Rauchbomben. Die Polizisten reagierten mit Tränengas. Demonstriert wurde auch in Bari, Genua und Palermo.
Proteste in Palermo
Ebenfalls am Mittwochabend wurde ein Mitarbeiter eines italienischen TV-Senders bei gewalttätigen Protesten in Palermo auf Sizilien verletzt, wie ANSA berichtete. Dort sei es nach einer Demonstration von Lokalbesitzern gegen die Beschränkung ihrer Öffnungszeiten zu Flaschenwürfen und dem Abschießen von Feuerwerkskörpern gekommen. Auch andernorts gab es vereinzelt Kundgebungen. Die Polizei habe von einigen Beteiligten die Personalien aufgenommen.
"Wir wollen den restriktiven Anti-Covid-Maßnahmen Zeit geben, ihre Auswirkungen voll zu zeigen. Unser Ziel ist, die Epidemiekurve unter Kontrolle zu bringen", wurde Conte von italienischen Medien zitiert. Aufgabe der Regierung sei es, die öffentliche Gesundheit mit den Bedürfnissen der Wirtschaft zu verbinden. Ein Lockdown wäre in dieser Phase ein Schaden für das Land, sagte der parteilose Regierungschef.
Die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese warnte vor der Unterwanderung der Proteste durch anarchistische und rechtsextremistische Gruppen. Proteste seien legitim, die Regierung werde jedoch Gewalt nicht zulassen, sagte die Ministerin.
Bereits seit dem Wochenende war es in Italien bei Demonstrationen gegen die Regierung mehrfach zu Gewalt gekommen. Politiker machten unter anderem Neo-Faschisten und jugendlichen Straftäter für die Übergriffe verantwortlich.
Die Mitte-Links-Regierung in Rom hatte unlängst verschärfte Corona-Schutzmaßnahmen wie der Schließung aller Lokale um 18.00 Uhr verfügt. Kinos und Theater bleiben seit Montag zu. Wirtschaftliche Ausfälle bei Firmen und Beschäftigten sollen mit neuen Milliardenhilfen gemildert werden.
In Italien hatte die Anzahl der binnen eines Tages gemeldeten Corona-Neuinfektionen am Mittwoch fast die Marke von 25.000 erreicht. In dem Land mit rund 60 Millionen Einwohnern starben in 24 Stunden zudem 205 Menschen mit oder an dem Virus.