Sie ist ungewöhnlich. Jacinda Ardern gewann 2017 die Parlamentswahl mit der Erklärung, mehr Flüchtlinge ins Land holen zu wollen.
Sie ist konsequent: Neuseeland hat diese Woche auch die zweite Corona-Welle in den Griff bekommen. Neuseeländer dürfen jetzt das erste Mal seit März quarantänefrei ins Nachbarland Australien reisen. Rückkehrer müssen in Neuseeland aber weiterhin in Quarantäne.
Sie ist empathisch: Ardern brachte Neuseelands Einwohner dazu - ihr „Fünf-Millionen-Team“, wie sie gern sagt - eine der strengsten Ausgangssperren der Welt mitzutragen, um auch die Schwächsten in der Pandemie zu schützen, die Älteren und Immungeschwächten. Das Land kam tatsächlich glimpflich davon: In Neuseeland starben bisher nur 25 Menschen an den Folgen des Coronavirus. Das kam gut an.
Bei den heutigen Parlamentswahlen bewirbt sich die 40-Jährige um eine zweite Amtszeit. Ihre Chancen stehen gut.
Steile Karriere
Ardern legte eine steile Karriere hin. 1980 in Hamilton, 130 Kilometer südlich von Auckland, als Tochter einer Kellnerin und eines Polizisten geboren, trieb sie nach eigenen Angaben die Armut in ihrem Umfeld in die Politik. Sie engagierte sich schon früh in der Jugendorganisation der Sozialdemokraten.
Nach dem Studium der Kommunikationswissenschaften arbeitete sie für die neuseeländische Labour-Regierungschefin Helen Clark (1999-2008). In der Ära des britischen Premiers Tony Blair arbeitete sie auch bei der dortigen Labour Party als Politikberaterin.
In ihre eigene Amtszeit als Premierministerin fiel der Terroranschlag eines Rechtsextremisten auf zwei Moscheen in Christchurch mit 51 Toten. Innerhalb weniger Tage setzte Ardern eine Verschärfung des Waffenrechts durch. Während ihrer Amtszeit wurde sie auch Mutter.
Doch sie blieb auch vieles schuldig: Die „Heimat von Mittelerde“ ist zwar als Filmkulisse traumhaft, doch die Seen und Flüsse sind extrem verschmutzt. Laut Unicef ist Neuseeland außerdem einer der schlechtesten Orte der entwickelten Welt, um ein Kind zu sein.