Der slowenische Regierungschef Janez Jansa hat auf Twitter die slowenische Nachrichtenagentur STA als "nationale Schande" und als "eklatantes Missbrauch des Namen, den sie trägt" bezeichnet. Mit diesen Worten teilte der Premier einen Tweet, in dem die Prioritäten der nationalen Nachrichtenagentur in Bezug auf die Länge einer Meldung, in der über Jansa berichtete wurde, hinterfragt wurden.
Jansa teilte den Tweet vom Chefredakteur der rechtsgerichteten Wochenzeitung "Demokracija", Joze Biscak, der mit einem Vergleich der Länge von zwei STA-Meldungen die Prioritäten der STA dargestellt hat. Dabei wies Biscak darauf hin, dass der Bericht über ein Treffen zwischen Jansa, dem ungarischen Premier Viktor Orban und kroatischen Außenminister Gordan Grlic-Radman anlässlich des Baubeginns einer Hochspannungs-Fernleitung kürzer war als ein Interview mit einem slowenischen Rapper.
Entsetzung über Regierungschef
Die STA zeigte sich "entsetzt" über den Tweet des Regierungschefs. Eine solche Bezeichnung der Arbeit von STA-Journalisten sei "unzulässig, unbegründet und fern von der Haltung, die man vom Chef der größten politischen Partei und derzeitigen Premier erwarten würde".
"Die Qualität von Berichterstattung anhand der Wortzahl zu beurteilen, was die Grundlage für die Reaktion von Premier Janez Jansa auf Twitter war, ist alles andere als ein professioneller Maßstab", schrieb die STA. Dabei wies sie darauf hin, dass über die Veranstaltung, an der Jansa teilnahm, mehrere Meldungen veröffentlicht wurden, während das Interview mit dem Rapper die Veröffentlichung seines neuen Albums begleitete. Darüber hinaus handle sich um zwei nicht vergleichbare Genres, hieß es weiter.
Alarmiert reagierte auch der slowenische Journalistenverband (DNS). "Mit Besorgnis verfolgen wir einen neuen groben Angriff auf ein Medium vonseiten des Premiers Janez Jansa auf sozialen Netzwerken", teilte der DNS mit. Die STA habe sich in den drei Jahrzehnten ihres Bestehens "tatsächlich als nationale Nachrichtenagentur erwiesen", betonte der Verband.
Nicht das erste Mal
Das war nicht das erste Mal, dass Jansa die Nachrichtenagentur, die zu 100 Prozent im Besitz des slowenischen Staates steht, kritisierte. Im März, als die STA über die Sorgen von sieben internationalen Pressefreiheit-Organisationen um die Sicherheit eines slowenischen Enthüllungsjournalisten berichtete, bezeichnete er sie auf Twitter als "Fake-News-Schleuder". Der konservative Premier, der seit Jahren slowenischen Journalisten Parteilichkeit vorwirft, schoss sich zuvor auch auf die öffentlich-rechtliche Anstalt RTV Slovenija ein.
Am Freitag warf Jansa slowenischen Mainstreammedien vor, Fake News über das Coronavirus zu verbreiten. "Falschmeldungen im Sinne von Leugnung von Gefahren des Coronavirus, die in Europa hauptsächlich von sozialen Netzwerken, in Slowenien aber leider auch oft von Mainstreammedien verbreitet werden, drängen Europa und einzelne Ländern dazu, schärfere Maßnahmen zu verabschieden, als sie tatsächlich notwendig wären", sagte Jansa laut STA vor Journalisten am Rande des EU-Gipfels in Brüssel.