Die international nicht anerkannte Türkische Republik Nordzypern wählt am Sonntag einen neuen Präsidenten. Rund 199.000 Bewohner des Nordteils der geteilten Mittelmeerinsel sind nach Angaben des Staatssenders BRT dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Wahllokale sollen um 7.00 Uhr (MESZ - 8.00 Uhr Ortszeit) öffnen und um 17.00 Uhr (MESZ - 18.00 Uhr Ortszeit) schließen.

Als besonders aussichtsreiche Kandidaten gelten Amtsinhaber Mustafa Akinci, der unabhängig antritt, und Ministerpräsident Ersin Tatar von der konservativen Nationalen Einheitspartei (UBP). Insgesamt stellen sich elf Kandidaten zur Wahl. Sollte keiner die absolute Mehrheit erzielen, ist für den Sonntag in einer Woche eine Stichwahl geplant.

Von Erdogan unterstützt

Tatar wird vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan unterstützt. Mit der Entscheidung, den türkisch kontrollierten Stadtteil Varosia (Varosha/türkisch: Maras) in Famagusta (türk.: Gazimagusa) am Donnerstag für mehrere Stunden teilweise zu öffnen, hatte Tatar zuletzt für Aufregung gesorgt. Der Außenminister und Vize-Ministerpräsident Kudret Özersay, der am Sonntag ebenfalls als Präsidentschaftskandidat antritt, warf Tatar ein Wahlkampfmanöver vor und legte aus Protest seine Ämter nieder. Auch ein Koalitionspartner, die Volkspartei HP, zog sich aus der Regierung zurück.

Griechenland hatte die teilweise Öffnung Varosia-Famagustas für Besucher kritisiert. Die Entscheidung könnte die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen der Türkei und Zypern sowie Griechenland weiter belasten.

Geteiltes Zypern

Zypern ist seit 1974 nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention geteilt. Im Norden gibt es die nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern. Famagusta im Osten der Insel gilt als Sinnbild der Teilung. Als die türkischen Panzer 1974 auf die Stadt vorrückten, verließen rund 40.000 Bewohner des griechisch-zypriotischen Stadtteils Varosia ihre Häuser. Seitdem gleicht das Areal einer Geisterstadt. Das Viertel ist unter türkischer Kontrolle, aber nicht besiedelt. Bei der Suche nach einer Lösung der Zypernfrage galt eine Rückgabe des Stadtteils an ihre früheren griechisch-zypriotischen Bewohner eigentlich als mögliche Maßnahme zur Förderung des Vertrauens zwischen beiden Volksgruppen. Die Republik Zypern gehört seit dem 1. Mai 2004 zur Europäischen Union.