Einen Monat vor der US-Präsidentenwahl ist bei Amtsinhaber Donald Trump eine Infektion mit dem Coronavirus bestätigt worden. Der 74-Jährige ist nicht der erste infizierte Spitzenpolitiker. Er teilt nun das Schicksal des britischen Premiers Boris Johnson und des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, die das Coronavirus zunächst heruntergespielt und sich selbst nur unzureichend geschützt hatten. Ein Überblick prominenter Coronafälle aus dem Reich der Politik:

DONALD TRUMP (74): Der US-Präsident meinte zunächst, das Coronavirus werde "wie durch ein Wunder" weggehen. Später empfahl er den (lebensgefährlichen) Einsatz von Bleichmitteln und sagte, dass er selbst prophylaktisch Mittel wie Hydroxycloroquin nehme, das wegen Nebenwirkungen umstritten ist.

US-Präsident Donald Trump
US-Präsident Donald Trump © AFP

Auf den Einsatz von Mund-Nasenschutz verzichtete er weitgehend und machte sich erst diese Woche in der ersten TV-Debatte über seinen maskentragenden demokratischen Kontrahenten Joe Biden lustig. Zugleich absolvierte Trump in den vergangenen Wochen zahlreiche Massen-Wahlkampfveranstaltungen, bei denen die Abstandsregeln nicht eingehalten wurden. Nachdem es schon seit Monaten immer wieder Coronafälle im Weißen Haus gegeben hatte, etwa Sicherheitsberater Robert O'Brien Ende Juli, dürfte sich Trump bei seiner Topberaterin Hope Hicks angesteckt haben. Am 1. Oktober wurden der Präsident und seine Ehefrau Melania positiv getestet und müssen nun in Isolation. Mit 7,2 Millionen Infektionen und mehr als 200.000 Toten sind die USA das mit Abstand am härtesten vom Coronavirus getroffene Land.

BORIS JOHNSON (56): Der britische Premierminister wurde am 27. März positiv auf das Coronavirus getestet und führte seine Amtsgeschäfte zunächst in Selbstisolation in der Downing Street fort. Nachdem sich sein Zustand verschlechterte und er über Atemnot klagte, wurde er am 5. April ins Spital gebracht. Einen Tag später landete er sogar auf der Intensivstation, eine künstliche Beatmung wurde vorbereitet. Johnson musste seine Amtsgeschäfte an Außenminister Dominic Raab übergeben, während er um sein Leben kämpfte. Johnson verbrachte insgesamt drei Tage auf der Intensivstation. Als er am 12. April aus dem Krankenhaus entlassen wurde, dankte er den Krankenschwestern und meinte, "es hätte so oder so ausgehen können". Johnson gilt seitdem als Vorkämpfer für harte Corona-Schutzmaßnahmen. Noch Anfang März war er scharf kritisiert worden, weil er bei einem Krankenhausbesuch entgegen den Expertenempfehlungen ausgiebig Hände schüttelte. Mit über 42.000 Toten bei 462.000 bestätigten Fällen ist Großbritannien das aktuell am stärksten vom Coronavirus getroffene Land in Europa.

JAIR BOLSONARO (65): Der rechtspopulistische Präsident bezeichnete das Coronavirus als "kleine Grippe" ("Gripezinha") und rief offen zur Missachtung von Expertenratschlägen zur sozialen Distanzierung auf. Am 7. Juli gab er bekannt, dass er sich selbst mit dem Virus infiziert hatte.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro © AFP

"Ich wusste, dass ich mich eines Tages anstecken würde, denn ich glaube, dass leider fast jeder hier sich irgendwann anstecken wird", sagte er einen Monat später, nachdem er eigenen Angaben zufolge die Erkrankung überwunden hatte. Seine Landsleute rief er auf, "sich dem Virus zu stellen". Mit 4,8 Millionen Infektionen und 145.000 Toten ist Brasilien das am stärksten vom Coronavirus betroffene lateinamerikanische Land und liegt weltweit nur hinter den USA und Indien.

ALBERT VON MONACO (62): Der Regent des Kleinstaates an der französischen Riviera gab am 19. März eine Infektion mit dem Coronavirus bekannt. Er musste zwei Wochen lang in Quarantäne, die er aber nicht als große Belastung empfand. "Unser Haus ist groß genug, dass ich mich isolieren kann", sagte Albert, der nur über leichten Husten klagte. Seine Amtsgeschäfte führte er weiter.

Prinz Albert von Monaco und seine Frau Charlene
Prinz Albert von Monaco und seine Frau Charlene © AFP

In einem Interview übte er jedoch scharfe Kritik am britischen Thronfolger Prinz Charles, der seine eigene Corona-Quarantäne Ende März aufgrund von milden Symptomen bereits nach sieben Tagen beendet hatte. In Monaco sind bisher zwei Coronatote und 219 Infektionen gezählt worden.

SILVIO BERLUSCONI (84): Der ehemalige italienische Premier wurde nach einem Sommerurlaub auf Sardinien Anfang September positiv auf das Coronavirus getestet. Zunächst ohne Symptome in Heimquarantäne, wurde er am 3. September mit einer Lungenentzündung in ein Mailänder Spital eingeliefert, wo er elf Tage verbrachte. Die Erkrankung mit der "höllischen Krankheit" bezeichnete Berlusconi als die "schlimmste Erfahrung meines Lebens". "Ich hatte überall Schmerzen, ich konnte nicht länger als eine Minute in der gleichen Position bleiben. Ich hatte Angst, es nicht zu schaffen", so Berlusconi in einem Zeitungsinterview.

Berlusconi beim Verlassen des Spitals
Berlusconi beim Verlassen des Spitals © AP

Nach der Entlassung aus dem Spital musste er weiter in Quarantäne bleiben, noch am 26. September wurde er positiv getestet. Italien war im Frühjahr der Corona-Hotspot Europas, konnte den Ausbruch dank drakonischer Maßnahmen aber in den Griff bekommen. Mit 36.000 Toten hat Italien immer noch die höchste Opferzahl in der EU, mit 317.000 Infizierten liegt es aber mittlerweile deutlich hinter Frankreich und Spanien, die jeweils rund doppelt so viele Coronafälle zählen.

MICHEL BARNIER (69): Der frühere französische Außenminister und EU-Kommissar gab am 19. März eine Infektion mit dem Coronavirus bekannt und begab sich daraufhin in Heimquarantäne. Auf die von Barnier geführten Gespräche mit Großbritannien über die Brexit-Nachfolgelösung, die erst Anfang März eröffnet worden waren, hatte die Infektion keine Auswirkungen. Einen Tag nach Barnier berichtete auch der britische Brexit-Unterhändler David Frost von Coronasymptomen.

Michel Barnier
Michel Barnier © APA/AFP/FRANCOIS WALSCHAERTS

Die europafeindliche britische Boulevardpresse spekulierte daraufhin, dass Barnier über Frost Premier Johnson angesteckt haben könnte. Vier Wochen nach seiner Infektion nahm Barnier am 14. April wieder seine Arbeit auf, am 11. Mai trafen die beiden Unterhändler erstmals wieder persönlich zusammen. Barniers Heimatland Frankreich hatte bisher 32.000 Coronatote und 617.000 Infizierte zu beklagen. In dem Sitzstaat der EU-Institutionen, Belgien, gab es 10.000 Tote und 121.000 Infektionen.