Der im April vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs freigesprochene australische Kardinal George Pell ist am Mittwoch in den Vatikan zurückgekehrt. Der Purpurträger, der auf dem römischen Flughafen Fiumicino landete, wurde von Sicherheitskräften der vatikanischen Gendarmerie zu seiner Wohnung im Vatikan begleitet, wo mehrere Journalisten auf ihn warteten.
"Sie sind abscheulich"
"Ich bin glücklich zurückgekehrt zu sein", kommentierte Pell. Eine australische Frau, die auf ihn wartete, schrie dem Kardinal zu: "Sie sind abscheulich". Es handelt sich um die erste Rom-Reise des Kardinals seitdem er den Posten des Chefs des vatikanischen Wirtschaftssekretariats verlassen hatte, um nach Australien zurückzukehren.
Pells Rückkehr in den Vatikan erfolgt wenige Tage nach dem überraschenden Rücktritt von Kurienkardinal Angelo Becciu, dem Geldunterschlagung vorgeworfen wird. In der Vergangenheit war er zu Divergenzen zwischen Becciu und Pell gekommen.
Nachdem der Papst Becciu vergangene Woche zum Rücktritt gezwungen hat, hatte Pell Franziskus für diesen Schritt gedankt. "Der Papst ist gewählt worden, um die vatikanischen Finanzen in Ordnung zu bringen. Die Partie ist lang, doch man muss Franziskus danken und ihm zu den letzten Entwicklungen gratulieren", schrieb Pell.
Mangels Beweisen freigesprochen
Im März 2019 war der frühere Erzbischof von Melbourne wegen des Missbrauchs zweier Chorknaben in den 1990er-Jahren zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Das höchste australische Gericht gab dann jedoch am 7. April dem Berufungsantrag des Kardinals mangels Beweisen statt. Pell wurde daraufhin nach rund 13 Monaten in Haft aus dem Gefängnis entlassen. Er war der bisher ranghöchste Geistliche in der Geschichte der katholischen Kirche, der wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden war.