Nach und nach wird es auch für Mütter leichter, an die Hebel der Macht zu kommen. Zwei Jahrtausende hat es dafür gebraucht. Mit Ursula von der Leyen führt eine siebenfache Mutter die EU an, und nun wird eine siebenfache Mutter auch einen der wichtigsten Richterjobs der Welt bekommen: durch Donald Trumps Nominierung von Amy Coney Barrett zur US-Höchstrichterin. Nun muss der Senat zustimmen, doch dort haben die Republikaner die Mehrheit.
1972 wurde die designierte Höchstrichterin, die ihren Job auf Lebenszeit bekommt, als ältestes von sieben Kindern in einem Vorort von New Orleans geboren. Sie machte zuerst ihren Bachelor-Abschluss in Englischer Literatur und studierte danach Jus an der katholischen Elite-Universität Notre Dame in Indiana, wo sie ihren Ehemann kennenlernte und wo sie später auch Jus-Professorin war. Barrett arbeitete auch für den illustren und mittlerweile verstorbenen konservativen Verfassungsrichter Antonin Scalia, der dafür bekannt war, die US-Verfassung wortwörtlich und wie zur Zeit ihrer Entstehung zu interpretieren. Das „New York Magazine“ schrieb in seiner aktuellen Sonntagsausgabe: „Amy Coney Barrett ist noch extremer als Antonin Scalia, (...) sie ist noch weiter rechts.“
Beim gemeinsamen Auftritt mit Trump am Wochenende war Barrett bestrebt, Zweifel an ihrer Unabhängigkeit zu zerstreuen: „Richter machen keine Politik“, zitierte sie ihren Mentor Scalia. Mit ihrer Familie wohnte sie bisher in einer kleinen Universitätsstadt in Indiana, im Mittleren Westen. Die Demokraten fürchten, dass Barrett als gläubige Katholikin Gesetze wie das Recht auf Abtreibung kippen könnte. Schon vor drei Jahren, bei der Anhörung für ihren bis jetzt aktuellen Richterposten an einem Berufungsgericht, wurde ihr die Frage gestellt, ob der Glaube ihre Entscheidungen beeinflussen könnte. „Ich sehe keinen Widerspruch zwischen einem aufrichtigen Glauben und meinen Pflichten als Richterin“, sagte Barrett damals.