Nach Bombenangriffen der aserbaidschanischen Armee auf die Unruheregion Berg-Karabach haben die pro-armenischen Rebellen in der Region das Kriegsrecht verhängt und die Generalmobilmachung verkündet. Aserbaidschans Militär hatte am Sonntagmorgen Bombenangriffe auf die Region gestartet und dabei auch Ziele in deren Hauptstadt Stepanakert angegriffen. Nach Angaben beider Seiten wurden bei den Kämpfen auch Zivilisten getötet und viele weitere verletzt. Zahlreiche Häuser in Dörfern seien zerstört worden.
Beide Seiten gaben sich gegenseitig die Schuld für die Gefechte. Der Beschuss habe am frühen Morgen von aserbaidschanischer Seite begonnen, schrieb der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan auf Facebook. "Die gesamte Verantwortung dafür hat die militär-politische Führung Aserbaidschans", teilte die Sprecherin des Verteidigungsministeriums von Armenien mit. Eriwan habe deshalb Hubschrauber und Kampfdrohnen eingesetzt. Drei gegnerische Panzer seien getroffen worden. Die armenische Armee hätte auch zwei aserbaidschanische Hubschrauber und drei Drohnen abgeschossen.
Pro-armenische Rebellen in Aserbaidschans Unruheregion Berg-Karabach schossen nach eigenen Angaben am Sonntagmorgen die zwei aserbaidschanischen Militärhubschrauber ab, meldete AFP. Zuvor habe die aserbaidschanische Armee die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region am frühen Sonntagmorgen bombardiert, erklärten demnach die Rebellen.
Baku betonte, es handle sich um eine Gegenoffensive an der Frontlinie. Es gab Berichte, dass der Ausnahmezustand verhängt worden sei.
Laut russischen Nachrichtenagenturen gab das aserbaidschanische Verteidigungsministerium bekannt, eine Militäroperation entlang der "Kontaktlinie" gestartet zu haben, einem stark verminten Niemandsland zwischen den beiden Staaten. Zudem bestätigte die Behörde den Abschuss eines Hubschraubers.
Hintergrund der Auseinandersetzungen
Die von Armenien kontrollierte Region Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan. Baku hatte in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Kontrolle über das von christlichen Karabach-Armeniern bewohnte Gebiet verloren. Seit 1994 gilt in der Region eine Waffenruhe, die aber immer wieder gebrochen wurde. Im Juli kam es an der Grenze zwischen den verfeindeten Republiken zu schweren Gefechten; die Kämpfe lagen jedoch Hunderte Kilometer nördlich von Berg-Karabach. Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht, die dort Tausende Soldaten und Waffen stationiert hat.