Matteo Salvini ist noch nicht am Ende, doch er ist der Verlierer der Regionalwahlen in Italien. Salvinis Ziel ist die Machtübernahme in Rom und das Amt des Ministerpräsidenten. Nach den Wahlergebnissen in sieben Regionen, in denen am Sonntag und Montag gewählt wurde, hoffte der der ehemalige Innenminister und Chef der rechten Lega, der Links-Regierung von Giuseppe Conte den Gnadenstoß zu geben.
Das Gegenteil ist der Fall: Die Regierung Conte, insbesondere der kleinere Koalitionspartner, die Sozialdemokraten, gegen gestärkt aus den Abstimmungen hervor. Salvini leckt sich seine kleinen Wunden. Aber vor allem: Er kann nun nicht mehr ungestüm wie bisher den großen Populisten-Zampano der Rechten spielen. Er muss sich umschauen, denn die interne Konkurrenz wird stärker.
Da ist vor allem Giorgia Meloni, Ex-Ministerin unter Silvio Berlusconi, Vorsitzende der Rechtsaußen-Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens), die trotz ihrer extremen politischen Ausrichtung einen institutionellen Ton anschlägt und sich vom Rowdy-Tum Salvinis abhebt. Fratelli d'Italia hat in allen sieben Regionen dazugewonnen, während die Lega im Vergleich zur Europa-Wahl 2019 Stimmen einbüßt.
Da hilft auch das gute Ergebnis der Lega-Kandidatin in der traditionell linksorientierten Toskana nicht weiter. Salvini benötigte für seinen Weg zur Macht einen Sieg in Florenz und in Apulien, beide Regionen blieben jedoch bei der Linken. Das vom Ex-Innenminister angestoßene Projekt, seine Separatisten-Partei zur nationalen Lega umzuformen, wurde vorerst gestoppt. Im Süden sind die Lega und ihr Chef in Schwierigkeiten.
Doch selbst der größte Wahlerfolg der Lega wird für Salvini zum Problem. In Venetien gewann Gouverneur Luca Zaia mit rund 76 Prozent der Stimmen. Zaia ist Lega-Politiker der ersten Stunde, doch sein Stil steht dem Salvinis konträr gegenüber: fast immer sachlich, problemorientiert, ein kühler Verwalter, der insbesondere während der Corona-Pandemie punkten konnte. Salvini gibt den Rowdy und kann immer weniger Wähler für sich begeistern.
unserem Korrespondenten Julius Müller-Meiningen aus Rom