In Israel kommt es wegen steigender Coronazahlen zu einem neuen landesweiten Lockdown. Die israelische Regierung stimmte am Sonntagabend gegen den Widerstand einiger Minister für drastische Ausgangsbeschränkungen, die ab Freitagnachmittag zunächst für drei Wochen gelten sollen. Geschlossen werden Schulen, Kindergärten, Hotels, Restaurants und Einkaufszentren.
Menschen dürfen sich demnach nur bis zu 500 Meter von ihrem Zuhause entfernen. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte, angesichts steigender Infektionszahlen hätten Klinikleiter "die rote Fahne erhoben". Es seien sofortige Maßnahmen notwendig. "Unser Ziel ist es, den Anstieg zu stoppen."
Israel ist das erste Land seit der Wiederöffnung im Frühjahr, das einen neuerlichen Lockdown verhängt.
Schon in der ersten Coronawelle war das Land einer der Vorreiter in der Region gewesen. Netanyahu hatte damals auch die europäischen Staaten zu einem raschen Handeln aufgerufen.
Ultraorthodoxe besonders vom Virus betroffen
Nun sagte der israelische Ministerpräsident, dass die neuen landesweiten Ausgangsbeschränkungen bei Bedarf noch ausgedehnt werden könnten. Sie sollen vor Beginn der jüdischen Feste Rosch Haschana und Jom Kippur am kommenden Freitag in Kraft treten. Demnach soll auch der Eintritt zu Synagogen und anderen Gotteshäusern stark eingeschränkt oder ganz untersagt werden. Das Coronavirus grassiert in Israel vor allem innerhalb der ultraorthodoxen Bevölkerungsgruppe, in der es von Anfang an Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der Abstandsregeln gegeben hatte.
Israel hat derzeit eine der weltweit höchsten Corona-Infektionsraten. Am Samstag wurden in dem Land, das in etwa so viele Einwohner hat wie Österreich, 4.158 Neuinfektionen verbucht, nachdem die Tageswerte sein Anfang Juli praktisch durchgehend vierstellig waren. Insgesamt registrierten die israelischen Behörden seit Beginn der Epidemie mehr als 153.000 Infektionsfälle. In mindestens 1100 Fällen führten die Infektionen zum Tod.