Bei neuen Massenprotesten in Weißrussland sind 250 Menschen festgenommen worden. Das teilte das Innenministerium am Sonntag in Minsk mit. 87 von ihnen seien rund um die Demonstrationen gegen den autoritären Staatschef Alexander Lukaschenko am Vortag in Gefängnisse gebracht worden.

Dem Menschenrechtszentrum Wesna zufolge, das viele Festgenommene mit Namen auflistete, kamen überwiegend Frauen in Polizeigewahrsam. Teilweise waren die Sicherheitskräfte hart gegen Demonstrantinnen vorgegangen.

Für Sonntagnachmittag hat die Opposition zu neuen Massenprotesten aufgerufen. Sie sollten um 13.00 Uhr MESZ beginnen. In der Hauptstadt Minsk war ein "Marsch der Helden" geplant, der auch der inhaftierten Oppositionellen Maria Kolesnikowa gewidmet war. Ihr wird der Versuch der illegalen Machtergreifung vorgeworfen. Ihre Anwältin hatte das als absurd bezeichnet. In Minsk waren bereits zu Mittag viele Sicherheitskräfte im Einsatz.

In Weißrussland kommt es seit der Präsidentenwahl vor genau fünf Wochen täglich zu Protesten. Am vergangenen Sonntag gingen Beobachter von bis zu 100.000 Demonstranten aus. Bei den Demos gab es immer wieder viele Festnahmen. Die Sicherheitskräfte gingen auch in den vergangenen Tagen verstärkt gegen friedliche Demonstranten vor.

Lukaschenko beansprucht den Wahlsieg mit mehr als 80 Prozent der Stimmen für sich. Die Opposition hält dagegen die nach Litauen ins Exil gegangene Swetlana Tichanowskaja für die wahre Gewinnerin. Die Wahl steht international wegen grober Fälschung in der Kritik. Der oft als "letzter Diktator Europas" bezeichnete Lukaschenko hatte die führenden Funktionen im Sicherheitsapparat zuletzt neu besetzt und gefordert, härter gegen nicht genehmigte Proteste vorzugehen.

Offenbar als Drohgebärde gegen die weißrussische Opposition will Russland, der engste Verbündete des Lukaschenko-Regimes, Spezialisten aus einer Fallschirmjäger-Divisionen ins Nachbarland schicken. Sie sollen dort ab Montag gemeinsame Übungen mit dem weißrussischen Militär durchführen, wie die staatliche Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau berichtete. Die Übung sei bis zum 25. September angesetzt. Danach würden die russischen Soldaten in ihre Heimat zurückkehren.