Normalerweise reden Arnold Schwarzenegger und ich von Angesicht zu Angesicht, coronabedingt sitzen wir vorm Bildschirm. Schwarzenegger eine Zigarre paffend, an seinem Lieblingsplatz in der Küche.
ARNOLD SCHWARZENEGGER: In der Küche halte ich mich den ganzen Tag auf, vom Frühstück über Mittag bis zum Abendessen. Hinter mir sehen Sie das Regal mit Familienfotos und Souvenirs aus der ganzen Welt. Von meinen Reisen bringe ich gern Erinnerungen mit nach Hause. Selbst meine Tiere lieben die Küche. Wenn ich esse, kann ich gar nicht schnell genug sein, sind sie da und betteln oder versuchen sogar, was Leckeres vom Teller zu stibitzen.
Es ist Vormittag. Sie paffen eine Zigarre und essen Keks. Was würde Ihr Arzt dazu sagen?
Dem Doktor ist das natürlich überhaupt nicht recht. Ärzte hassen das. Ich paffe eine Zigarre am Tag, wahrscheinlich nicht ideal für die Gesundheit. Die Kekse sind vegan und weniger süß, wahrscheinlich mögen Lulu und Whiskey (Esel und Zwerpony, Anm.) sie deshalb so gern. Sobald sie den Duft der Kekse riechen, kommen sie schon angetrabt und stehlen meine Keksdose.
Haben Sie eine Schwäche für Süßes?
Ich würde es nicht als Schwäche bezeichnen, aber definitiv eine Vorliebe. Wenn man in Österreich aufwächst, kommt man gar nicht um Apfelstrudel, Kekse, Nuss-Schokolade und Eis herum. Es ist nicht gesund, aber schmeckt. Wenn Besucher mir Süßes mitbringen, schwebe ich im siebenten Himmel.
Am 17. September kommen Sie wieder zum Austrian World Summit nach Wien. Sind Sie entmutigt angesichts der Katastrophen und der Umweltpolitik von Donald Trump?
2015 trafen sich Nationen aus aller Welt in Paris zum Klimagipfel und beschlossen die Reduktion von Treibhausgas um 30 Prozent bis 2025. 70 Prozent der Nationen halten das Abkommen nicht ein. Das entmutigt. Werfe ich deswegen die Flinte ins Korn? Nein. Wir müssen weitermachen. Amerika wird nicht von einem Mann regiert. Amerika besteht aus 50 Bundesstaaten. Während meiner Amtsperioden haben wir, Demokraten und Republikaner, Umweltgesetze erlassen und so konnten wir bis heute Kohlendioxid um 25 Prozent verringern. Erneuerbare Energien haben wir von 14 Prozent auf 50 Prozent gesteigert. Das sind beachtliche Fortschritte. In Kalifornien wurde ein Gesetz verabschiedet, das den Ankauf energiesparender Geräte stützt. Dadurch wird der Energieverbrauch um 70 Prozent reduziert. Wir müssen auf Landesebene sowie regionaler Ebene am Grün-Konzept festhalten, umweltfreundliche und nachhaltige Technologien wie Solar, Wind, Geothermie, Wasserstoff fördern. Als Konsument hilft schon der kleinste Beitrag. Wenn ich das Zimmer verlasse, drehe ich das Licht ab. Das habe ich von meinen Eltern gelernt. Licht brennen lassen ist Energieverschwendung. Kleinigkeiten, die in Summe aber relevant für unsere Umwelt sind. Deswegen komme ich nach Wien zum Austrian Climate Summit.
Kommen wir zu einem anderen Klima: dem politischen – es polarisiert Amerika. Wo sehen Sie die Gründe dafür?
Demokraten und Republikaner in Washington kapieren einfach nicht, dass wir eine starke Nation sind, wenn wir miteinander können. Während meiner Amtszeit habe ich Demokraten und Republikaner ins Raucherzelt eingeladen und bei einer Zigarre haben wir gemeinsam Lösungen erarbeitet. In Kalifornien funktioniert das heute noch. Der amtierende Governor Gavin Newsom hat einen Economic Recovery Council eingesetzt, wo unter anderem die ehemaligen demokratischen Gouverneure Gray Davis und Jerry Brown dabei sind sowie Pete Wilson und ich als ehemalige republikanische Gouverneure vertreten sind. So ein Signal müsste auch Washington senden: miteinander statt gegeneinander.
Werden Sie Donald Trump wählen?
Ich werde hier kein Bekenntnis abliefern, wen ich wählen werde. In den nächsten Wochen werde ich mir die Auftritte der Kandidaten ansehen. Lange genug haben wir Reden gehört. Was wir jetzt brauchen, ist Action. Bereits 1967 forderte Martin Luther King die verfassungsmäßige Gleichstellung von Minderheiten. Es muss endlich gelingen, dass Gleichstellung in der Verfassung verankert wird.
Wegen Covid-19 ist heuer der Blockbuster-Sommer ins Wasser gefallen. Wie beurteilen Sie die Zukunft des Kinos?
Sicherheit hat auch beim Kino Vorrang: Abstand halten, Hände waschen und Mund-Nasen-Schutz tragen. Das Kinoerlebnis leidet natürlich, weil wir nicht gedrängt sitzen, gemeinsam lachen, aufschreien und uns erschrecken. Allein einen Film anschauen ist unlustig. Filmstudios können entweder den Kinostart verschieben oder streamen. Die Alternative zum Kino ist Fernsehen. Viele Menschen besitzen einen riesigen Flachbildschirm, haben also ein Heimkino. Viele meiner Filme sind fürs Kino konzipiert, aber ich habe kein Problem, sie zu Hause im Fernsehen zu sehen. Mein Schwiegersohn Chris Pratt steckt mitten in den Vorbereitungen für „Jurassic World 3“. Zur Geburt seines Babys konnte er nach Los Angeles kommen, aber in den nächsten Wochen dreht er wieder in London. Die Auflagen sind sehr streng: Quarantäne und tägliche Fieber-Tests. Die Sicherheitsvorkehrungen verteuern eine Produktion und nur Filme mit entsprechendem Budget können sich diesen Mehraufwand leisten.
Herzlichen Glückwunsch, Sie sind zum ersten Mal Großvater geworden. Wie fühlen Sie sich?
Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich nicht nur Großvater, sondern habe Hunderte Glückwünsche erhalten für etwas, wo ich nichts dazu beigetragen habe. Ich freue mich für Chris und Katherine. Katherine hat sich seit Langem ein Baby gewünscht und schwebt jetzt im Mutterglück. Maria ist auch glücklich, sie war unseren Kindern eine tolle Mutter und die Kinder haben sehr viel von ihr gelernt. Katherine habe ich eine Stunde nach der Entlassung aus dem Spital zu Hause besucht. Mit den Worten „Du hast ja bei mir einen guten Job gemacht und wirst mit Lyla Maria ebenfalls einen guten Job machen“ legte sie mir das Baby in den Arm. Eine halbe Stunde lang lag das Baby in meinen Armen. Ich finde es wunderschön und makellos wie eine Hummel-Figur.