Ein Korruptionsskandal in Mexiko nimmt immer größere Ausmaße an: Der Ex-Chef des staatlichen Erdölkonzerns Pemex, Emilio Lozoya, hat in einer Anzeige Vorwürfe gegen drei frühere Präsidenten sowie gegen 13 weitere Politiker und Berater erhoben. Das 63-seitige Dokument war mexikanischen Medien zugespielt worden, dessen Echtheit bestätigte die Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstag (Ortszeit).
Lozoyas Vorwürfe gegen den Ex-Präsidenten Enrique Peña Nieto (2012-2018) und die Regierung von Felipe Calderón (2006-2012) hatte die Staatsanwaltschaft bereits vergangene Woche bekanntgegeben. Peña Nieto wirft er unter anderem Bestechungszahlungen in Millionenhöhe und eine Verwicklung in den wohl größten Korruptionsskandal Lateinamerikas um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht vor.
Der vollen Anzeige nach hat Lozoya unter anderen auch gegen den früheren Staats- und Regierungschef Carlos Salinas (1988-1994) sowie zwei Ex-Präsidentschaftskandidaten und zwei heutige Gouverneure Korruptionsvorwürfe erhoben. Die Politiker gehören verschiedenen Parteien an, die derzeit in der Opposition sind.
10,5 Millionen US-Dollar
Lozoya ist selbst wegen Korruptionsvorwürfen angeklagt. Er war im Februar in Spanien festgenommen worden und wurde vor gut einem Monat in sein Heimatland ausgeliefert. Der 45-Jährige soll unter anderem Bestechungsgelder von 10,5 Millionen US-Dollar (knapp 4 Mio Euro) von Odebrecht angenommen haben. Von 2012 bis 2016 war Lozoya Pemex-Direktor. Seine deutsche Ehefrau wird in Mexiko per Haftbefehl gesucht. Für seine Kooperation mit der Generalstaatsanwaltschaft will er Vorzüge erhalten, wie in der Anzeige zu lesen ist.
Mexikos linkspopulistischer Präsident Andrés Manuel López Obrador wettert seit Jahren gegen die "neoliberalen" Regierungen, die in dem nordamerikanischen Land bis zu seiner Amtsübernahme Ende 2018 herrschten und denen er großangelegte Korruption vorwirft. Seine Regierung werde sich bemühen, das veruntreute Geld des hoch verschuldeten Staatskonzerns Pemex, wiederzubeschaffen, sagte er am Donnerstag. Calderón wies auf Twitter die Vorwürfe gegen sich als "lächerlich" zurück. López Obrador benutze Lozoya, um politische Gegner zu verfolgen, schrieb der ehemalige Präsident.