Litauens Außenminister bringt die Absurdität in Weißrussland mit einem Tweet auf den Punkt: Lukaschenko „bittet Putin um Hilfe. Gegen wen? Gegen eigene Leute, die Blumen auf der Straße tragen?“

Alexander Lukaschenko, der „Sowjet-Nostalgiker“, ist seit 1994 Staatspräsident in Weißrussland. Dafür ließ er Machtbefugnisse durch Referenden erweitern, regierte 1999 nach Ablauf seiner Amtszeit ohne Wahl weiter und wurde trotz Vorwürfen der Wahlmanipulation immer wieder als Präsident bestätigt.

Den Vorwurf der Wahlfälschung bei der Präsidentenwahl vor einer Woche - er erhielt nach 26 Jahren im Amt 80,2 Prozent der Stimmen - weist der 65-Jährige auch jetzt zurück: Bei Ergebnissen von mehr als 80 Prozent könne es keinen Wahlbetrug geben, sagte er gestern bei einer Kundgebung von Anhängern in Minsk. „Ich stehe hier wie vor Gott“, erklärte er.

Massenproteste

Viele Menschen in der Ex-Sowjetrepublik zweifeln an der Echtheit des Wahlausgangs. Tausende Weißrussen gehen deshalb seit einer Woche friedlich protestierend auf die Straße. Die Demonstrationen bewegten Lukaschenko am Wochenende dazu, sich bei Putin Rückendeckung zu holen, dieser habe laut Lukaschenko erklärt, „im Bedarfsfall“ Hilfe zu schicken. Der weißrussische Staatschef stützt sich auch auf seinen Geheimdienst KGB, der in Weißrussland noch immer so heißt wie früher in der Sowjetunion.

Oppositionspolitiker verschwanden in Lukaschenkos Ära spurlos, Medien werden zensiert. Der ehemalige Chef einer Sowchose, eines großen staatlichen Agrarbetriebes, der Geschichte und Agrarwissenschaft studiert hat, regiert die ehemalige Sowjetrepublik an der östlichen EU-Grenze autoritär. Und er ist stolz darauf. „Lieber Diktator sein als schwul“, konterte Lukaschenko einmal auf Kritik des einstigen deutschen Außenminister Guido Westerwelle, eines bekennenden Homosexuellen. Für seine Anhänger stellt sich Lukaschenko gern als „Batka“ dar, als Väterchen, für seine Kritiker ist er der letzte Diktator Europas.

Tausende Weißrussen protestieren gegen Lukaschenko
Tausende Weißrussen protestieren gegen Lukaschenko © AFP
Die Demonstranten lassen sich vom Regime nicht mehr abschrecken: Die Wut ist so hochgekocht, dass die Angst verschwunden ist
Die Demonstranten lassen sich vom Regime nicht mehr abschrecken: Die Wut ist so hochgekocht, dass die Angst verschwunden ist © AFP
Demonstrantinnen in Minsk
Demonstrantinnen in Minsk © AP