Kroatiens Krisenstab hat am Donnerstag mit 180 neuen Coronafällen die höchste Zahl von Neuinfektionen seit Beginn der Epidemie vermeldet. Vor allem Dalmatien und die Region Split haben sich neben Zagreb zum größten Infektionsherd des Adriastaats gemausert. Wie die Regierung in Zagreb am Donnerstag bestätigte, müssen aus Kroatien kommende Reisende für die Einreise in Italien nun einen Coronatest vorlegen, der nicht älter als 72 Stunden sein soll. Transitreisende seien von dieser Regelung nicht betroffen.
Wenige Tests
Schwere Kritik an der geringen Zahl von Tests in Kroatien hat am Donnerstag Sloweniens Regierungssprecher Jelko Kacin geübt, der erneut Zweifel an den offiziellen Infektionszahlen im Nachbarland äußerte. Zu diesen müssten sicherlich noch diejenigen Infektionen hinzugefügt werden, die aus Kroatien nach Slowenien „eingeführt“ worden seien. Erkrankte Touristen hätten keinerlei Vertrauen in Kroatiens Gesundheitsbehörden und würden lieber heimkehren, so Kacin. Kroatien werde „schnell“ auf Sloweniens roter Liste landen, da es mittlerweile „zuviele Erkrankte“ unter den Touristen im Nachbarland gebe.
Platter: Reisewarnung diskutierenswert
Angesicht steigender Infektionszahlen von Reiserückkehrern aus Kroatien in einigen österreichischen Bundesländern, so auch in Tirol, bringt Landeshauptmann Günther Platter (VP) eine Reisewarnung für das Balkan-Land aufs Tapet. Eine Reisewarnung sei diskutierenswert.
Er gehe davon aus, dass "die Bundesregierung reagieren" und sich "aufgrund der Aktualität mit dem Thema auseinandersetzen" wird, so Platter. Die Regierung werde eine seriöse Gesamtbeurteilung vornehmen und "sensibel" darüber diskutieren, zeigte sich der Landeschef überzeugt und verwies darauf, dass momentan 50 Prozent aller Neuinfektionen auf Balkan-Rückkehrer zurückzuführen sind.
Kroatien ist im Gegensatz zu den Westbalkan-Staaten derzeit nicht mit der höchstmöglichen Reisewarnstufe versehen. Allein in den letzten Tagen wurden in Tirol laut Land zumindest 20 positive Coronavirus-Testungen verzeichnet, die in direktem oder indirektem Zusammenhang mit einem Kroatien-Aufenthalt stehen.
unserem Korrespondenten Thomas Roser