Dass sich just vor dem Österreichbesuch von US-Außenminister Mike Pompeo am Freitag ein US-Hubschrauberhersteller prominent in die Auslage stellt, mag auch Zufall sein. Tatsache ist: Die Firma Bell mischt bei der anstehenden Beschaffung von 18 Mehrzweckhubschraubern für das Bundesheer wieder mit.
Es geht primär um den Ersatz der über 50 Jahre alten Alouette III, in weiterer Folge auch um die Nachfolge des bewaffneten Hubschraubers Bell OH-58 „Kiowa“. Die Bundesregierung will das Hubschrauberpaket als Government-to-Government-Geschäft abwickeln, bisher galten dafür zwei europäische Muster als Favoriten: Der Generalstab sprach sich für den AW-169M von Leonardo (Italien) aus, die fliegende Truppe bevorzugt den H-145M von Airbus Helicopters (Deutschland).
Der Politik machen nun die Amerikaner ihre Bell 429 mit einem gewichtigen Argument schmackhaft: Die Militärversion des zweimotorigen Helikopters würde durch die Firma Heli-Austria in Bad Vöslau zusammengebaut und auch dort servisiert werden, sagte Europageschäftsführer Duncan van de Velde dem Magazin „militär aktuell“. Auch den Umweltaspekt bringt der Bell-Manager gekonnt ins Treffen. Dass das eigene Produkt im Vergleich zur Konkurrenz 17 Prozent weniger Sprit verbrauche, müsste die türkis-grüne Koalition doch interessieren.
Eine Entscheidung des Verteidigungsministeriums mit welchen Regierungen (nicht Herstellern) man in nähere Gespräche tritt, könnte dem Vernehmen nach nächste Woche fallen. Da trifft es sich gut, dass auch Finanzminister Gernot Blümel am Freitag dem Treffen mit Pompeo beiwohnen soll. Das rund 300 Millionen Euro schwere Hubschrauberpaket muss ja über eine Sonderfinanzierung außerhalb des Heeresbudgets gestemmt werden.
Dichtes Besuchsprogramm
Neben Blümel wird sich Präsident Trumps Chefdiplomat auch mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kanzler Sebastian Kurz und Außenminister Alexander Schallenberg besprechen. Zudem weiht er mit Wiens Bürgermeister Michael Ludwig eine US-österreichischer Freundschaftstram ein und legt mit dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, und Kardinal Christoph Schönborn einen Kranz am Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoah nieder.
Pompeos Arbeitsbesuch bei seinem Amtskollegen in Wien findet im Rahmen einer fünftägigen Europareise statt, die ihn seit Montag durch Tschechien, Polen, Österreich und Slowenien führt. Auf seiner letzten Station in Wien wird Pompeo auch mit dem griechischen Außenminister Nikos Dendias über den aktuellen Streit mit der Türkei um Gas- und Ölbohrungen im Mittelmeer sprechen.