Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in Weißrussland (Belarus) ist die Wahlkampfleiterin der Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja vorübergehend festgenommen worden. Das Innenministerium habe Maria Moros am Donnerstag in Gewahrsam nehmen lassen, nachdem sie die litauische Botschaft in Minsk besucht habe, teilte eine Sprecherin Tichanowskajas mit.
Kurz darauf gab die Sprecherin Moros' Freilassung bekannt. Das Innenministerium wies die Darstellung des oppositionellen Wahlkampfteams zurück. Moros sei nicht festgenommen, sondern "zu einem Gespräch eingeladen" worden, teilte das Ministerium der Nachrichtenagentur AFP mit.
Zudem hat die Opposition eine für Donnerstagabend geplante Großkundgebung gegen Staatschef Alexander Lukaschenko kurzfristig abgesagt. Die Veranstaltung samt Konzert in der Hauptstadt Minsk vor der Wahl an diesem Sonntag sei verboten worden, teilte Präsidentenkandidatin Swetlana Tichanowskaja mit ihren Mitstreiterinnen bei Facebook mit.
Die Behörden begründeten die Absage der Wahlveranstaltung im Park der Völkerfreundschaft mit einem Fest des Verteidigungsministeriums.
Ehemann inhaftiert
Tichanowskaja ist die wichtigste Rivalin des seit 26 Jahren autoritär regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko, der sich bei der Wahl am Sonntag um eine sechste Amtszeit bewirbt. Die 37-Jährige war zu der Wahl angetreten, nachdem ihr Mann, der bekannte Blogger Sergej Tichanowski, von der Wahl ausgeschlossen und inhaftiert worden war.
Unterstützt wird die ausgebildete Englisch- und Deutschlehrerin im Wahlkampf von der Frau des ebenfalls von der Wahl ausgeschlossenen Ex-Diplomaten Waleri Zepkalo, Weronika Zepkalo, sowie der Kampagnenchefin des nicht zugelassenen Oppositionspolitikers Viktor Babaryko, Maria Kolesnikowa.
Die vorzeitige Stimmabgabe in den Wahllokalen in Weißrussland begann bereits am Dienstag, der Hauptwahltag ist am Sonntag. Die Behörden gingen vor der Präsidentschaftswahl massiv gegen die Opposition vor. Wahlergebnisse werden für Montag erwartet.
"Vielleicht werde ich die First Lady"
Die Herausforderin des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko, Swetlana Tichanowskaja, hat keine eigenen Ambitionen auf das höchste Staatsamt. "Ich bin nur das Symbol der Veränderung, um als Übergangspräsidentin für freie und faire Wahlen zu sorgen", sagte sie der "Wiener Zeitung" (Freitagsausgabe). "Vielleicht werde ich die First Lady, wenn mein Mann Präsident wird."
Sie könne für sich selbst "ausschließen, im engeren Sinn politisch aktiv zu sein", betonte die 37-Jährige, die als Kandidatin für ihren Mann Sergej Tichanowski eingesprungen ist. Dem regimekritischen Blogger hatten die von Lukaschenko kontrollierten Behörden ein Antreten bei der weißrussischen Präsidentenwahl am Sonntag untersagt. Hinter seine Frau stellten sich in der Folge auch weitere Oppositionsparteien.
Man habe sich einfach rund um die Forderung freier und fairer Wahlen zusammengeschlossen, sagte Tichanowskaja in dem schriftlich geführten Interview. Die Unterstützung für sie sei "natürlich großartig. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das nicht mein Verdienst ist. Ich habe ja gar nichts Besonderes gemacht!"