Menschenhandel ist das drittlukrativste Verbrechen der Welt. Nur Waffen und Drogen bringen mehr.
Internationale kirchliche Hilfsorganisationen beklagen die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf illegale Arbeiter und Opfer von Ausbeutung. Vor allem Beschäftigte in informellen Sektoren wie Hausarbeit, Landwirtschaft und Bau benötigten dringend und gezielt Unterstützung, erklärten der katholische Dachverband Caritas Internationalis und Coatnet, ein christliches Netzwerk gegen Menschenhandel, in Rom. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf sind mehr als 40 Millionen Menschen weltweit von Menschenhandel und Ausbeutung betroffen.
Tausende Arbeiter hätten ihre Unterkunft verloren; andere hätten aufgrund der Reisebeschränkungen geringere Chancen, in ihre Heimat zurückzukehren oder Orte zu verlassen, an denen sie gegen ihren Willen festgehalten würden. Viele verfügten weder über materielle und psychologische Hilfe noch einen legalen Aufenthaltsstatus.
Millionen Kinder in Gefahr
Als Folge von Schulschließungen seien Millionen Kinder dazu gezwungen, Nahrung und Geld auf der Straße zu suchen. Mit Ausgangssperren steige auch die Gewalt gegen Minderjährige. Allein während des Lockdowns in Indien seien während elf Tagen 92.000 Fälle von Kindesmisshandlungen an die Behörden gemeldet worden. Nach der Beobachtung von Caritas Indien würden Kinderarbeit und Kinderehen wieder zunehmen, weil Familien so ihre Versorgungsnotlagen lösen wollten.
Menschenhandel ist auch im dritten Jahrtausend immer noch vor allem ein Kinder- und Frauenhandel.
Speziell die Lage der Jesidinnen im Irak ist nach Ansicht der Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad noch immer katastrophal. Von den mehr 6.000 entführten und versklavten jesidischen Frauen und Kindern würden nach sechs Jahren immer noch 2.800 vermisst, erklärte jetzt die einst selbst im Nordirak verschleppte 27-Jährige anlässlich des Welttages gegen Menschenhandel und Sklaverei.
Sie seien in Gefangenschaft ständiger sexueller Gewalt ausgesetzt - ohne Hoffnung auf Rettung. "Die Welt hat diese Menschen aus dem Blick verloren", sagt Murad. Sie ist UN-Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel. Für ihr mutiges Engagement gegen sexuelle Gewalt als Kriegswaffe erhielt sie 2018 den Friedensnobelpreis zusammen mit dem kongolesischen Arzt Denis Mukwege.
Sie sagte, sie sehe ihre Aufgabe darin, die internationale Gemeinschaft weiter an die Verbrechen zu erinnern und Gesetze zur Bestrafung der Täter und zum Schutz der Überlebenden einzufordern. Denn Menschenhandel und Sklaverei seien nicht gebannt. "Diese Verbrechen sind noch überall auf der Welt verbreitet." In rund 70 Prozent der Fälle seien Frauen und Mädchen die Opfer. Diese Gewalt komme nicht nur in Krisenherden vor. Ob Täter des IS Gewalt gegen Frauen als Kriegswaffe einsetzten oder Männer in Europa sich an ihnen vergingen - Frauen würden noch immer als Objekte betrachtet.
Die junge Irakerin Murad war eine von mehr als 1.000 Frauen vornehmlich jesidischen Glaubens, die Baden-Württemberg 2015/16 aufgenommen hatte. Bei einem Überfall 2014 auf ihr Heimatdorf im nordirakischen Sindschar-Gebiet wurden ihre Mutter und sechs Brüder von IS-Schergen getötet und sie selbst verschleppt.
Frauen sind die Beute
Es ist eine gängige Waffe und gehört zur psychologischen Kriegsführung, dass Frauen geraubt und vergewaltigt werden, oft vor den Augen ihrer Kinder oder Männer. Die Frauen sind die Beute. Der Ostkongo hat den Ruf, Vergewaltigungshochburg der Welt zu sein. Nirgendwo sonst wird so systematisch vergewaltigt. Auch der 2010 dort massiv aufgestockte Trupp an UN-Blauhelmsoldaten konnte die Frauen nicht schützen – manche beteiligten sich sogar an den Vergewaltigungsritualen. Denn Gewalt gegen Frauen, das geht so leicht.