Das Virus lähmt nicht nur die Wirtschaft. Auch die Debatte um den CDU-Vorsitz ruht. Eigentlich hätte der Nachfolger der glücklosen Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer schon im April gewählt werden sollen. Aber Corona stoppte den Parteitag. Selbst das Parteitreffen im Dezember ziehen manche in Zweifel. Und so ist die offene Nachfolgefrage ein Wettstreit ohne Debatte, ein totes Rennen: keine Regionalkonferenzen wie noch bei der Wahl Kramp-Karrenbauers vor zwei Jahren und auch keine hitzigen Fehden in den Medien. Es sind Corona-Zeiten. Da ist Streit nur hinderlich.

Friedrich Merz
Friedrich Merz © APA/AFP/JENS SCHLUETER

Friedrich Merz, 65, war schon vor zwei Jahren gescheitert. Von einer schwachen Kandidatenrede sprach er hinterher. Vom schlechten Verlierer sprachen andere. Dass er sich wieder in die Wirtschaft zurückzog, hat ihm die Partei nicht verziehen. Nur Außenseiterchancen für den Konservativen.

Norbert Röttgen
Norbert Röttgen © APA/AFP/ODD ANDERSEN

Das gilt auch für Norbert Röttgen, 55. Sein Problem: Im Ausland - vor allem dem angelsächsischen - kennt den polyglotten Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages viele. Aber mit Außenpolitik lässt sich im Inland nicht punkten. Immerhin, Röttgen, 2012 nach der verlorenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen von Angela Merkel als Umweltminister abgesetzt, bringt sich für einen Kabinettsposten in Stellung.

Armin Laschet
Armin Laschet © AFP

Armin Laschet, 59, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, war als Favorit gestartet. Aber seine wankelmütige Haltung in der Corona-Krise weckten Zweifel. Nicht nur in der CDU. In einer Umfrage unter Spitzenmanagern der Frankfurter Allgemeinen Zeitung landete Laschet auf dem letzten Platz.

Jens Spahn
Jens Spahn © AFP

Für den Kampf um den CDU-Vorsitz ging er ein Bündnis mit Gesundheitsminister Jens Spahn, 40, ein. Der Mann der Generation Sebastian Kurz handelte die Corona-Krise glänzend. Ist nun aber an sein Wort gebunden.

Schon machen Gedankenspiele die Runde. Laschet könnte den glücklosen Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier ablösen. Dann wäre der Weg frei für Spahn an die CDU-Spitze. Aber auch ins Kanzleramt? An eines hat Kramp-Karrenbauer jetzt in einem Interview erinnert. „Wer sich als CDU-Vorsitzender bewirbt, bewirbt sich auch CDU-intern um die Kanzlerkandidatur.“ Kampflos wird sich die CDU Markus Söder nicht ergeben.