Weiter Proteste und Gewalt in den USA: Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis kommen die Vereinigten Staaten nicht zur Ruhe. Bereits die sechste Nacht in Folge gab es Demonstrationen. In mehreren Großstädten schlugen sie wieder in Ausschreitungen um. US-Präsident Donald Trump sorgte mit Bibelbildern für Irritation, Empörung und heftige Kritik.
Zwei Menschen sind Medienberichten zufolge bei Protesten in Cicero, einem Vorort von Chicago, ums Leben gekommen. Mindestens 60 Menschen wurden festgenommen, wie die Fernsehsender NBC und CBS unter Berufung auf örtliche Behörden-Angaben berichteten. In der Stadt soll es am Montag (Ortszeit) zu mehreren Plünderungen gekommen sein, darunter auch in einem Spirituosengeschäft.
Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt. Laut NBC waren mehr als 100 Polizisten im Einsatz, zudem wurden Kräfte der Polizei des Bundesstaates Illinois und des Sheriffbüros von Cook County hinzugezogen.
In St. Louis im US-Bundesstaat Missouri wurden bei Protesten nach Polizei-Angaben vier Beamte von Schüssen getroffen. Sie wurden in Krankenhäuser gebracht, wie die Polizei auf Twitter mitteilte. Die Verletzungen seien ersten Angaben zufolge aber nicht lebensbedrohlich. Wer die Schüsse abgegeben hatte, war zunächst nicht bekannt.
Im Zentrum der US-Metropole New York ist es am Montagabend erneut zu Plünderungen gekommen. Mehrere Gruppen junger Menschen zogen durch Manhattan und griffen Geschäfte an, wie Journalisten berichteten. Aufnahmen des Senders NY1 zeigten, wie Jugendliche aus einer Filiale der Elektromarkt-Kette Best Buy flüchteten und anschließend von der Polizei festgenommen wurden.
Wegen der anhaltenden Unruhen verlängerte Bürgermeister Bill de Blasio die nächtlich Ausgangssperre in New York um drei Stunden. Am Dienstag beginnt diese dann schon um 20.00 Uhr (Ortszeit) anstatt wie am Montag um 23.00 Uhr. Bis Mittwochmorgen 05.00 Uhr darf dann niemand auf die Straße. Die Stadt sei "vollkommen unter Kontrolle und überwiegend ruhig und friedlich", versicherte de Blasio.
Solidarisch zeigen sich indes US-Superstars: Sie skandieren mit Demonstranten und ergreifen bei Kundgebungen das Wort. George Clooney etwa beschrieb Rassismus und Gewalt als "unsere Pandemie": "Wir sind alle infiziert und in 400 Jahren haben wir noch keinen Impfstoff gefunden."
In einem eindringlichen Essay schreibt der 59 Jahre alte Oscar-Preisträger bei der Nachrichten-Plattform "The Daily Beast" am Montag über systemischen Rassismus, Ungleichbehandlung und Polizeibrutalität gegen Schwarze in den USA. "Es bestehen kaum Zweifel, dass George Floyd ermordet wurde", sagt der Star über den Tod des 46-jährigen Afroamerikaners. Clooney schildert andere Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze, wie Rodney King und Eric Garner.
Die Proteste richten sich gegen Polizeigewalt, Brutalität und Ungerechtigkeit gegenüber Menschen mit schwarzer Hautfarbe. Auslöser war der Tod des 46 Jahre alten Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota am Montag vergangener Woche. Einer von vier beteiligten Beamten drückte ihm minutenlang sein Knie in den Nacken. Alle Bitten des Afroamerikaners, ihn atmen zu lassen, ignorierte er.
Floyds vermutlich letzte Worte "Ich kann nicht atmen" sind nun Schlachtruf der Demonstranten.